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Life is Strange Remastered Collection (PC) im Test

Life is Strange Remastered Collection (PC) im Test

Für diesen Test wurde uns ein Muster zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich bei Square Enix.

Life is Strange ist, wie auch andere Titel aus dem Genre (z.B. The Walking Dead von Telltale Games) eine Marke für sich. Die meisten werden das Spiel kennen und es entweder für seine starke Story lieben oder für sein etwas schwächeres Gameplay hassen. Nichtsdestotrotz zählt Life is Strange zu den Besten der Besten. Doch wie schaut es eigentlich mit dem Remaster aus?

Coming of Age und Detektiv-Drama

Vor einigen Jahren ist Life is Strange erschienen. In der Hauptrolle befindet sich Max Caulfield, eine Studentin an einer privaten Hochschule, der Blackwell Academy. Max hat nicht nur eine Gabe für das Schießen von Fotos, sie hat auch Superkräfte. Neben ihren ersten Erfahrungen, die Zeit zurückzudrehen, um ein katastrophales Ereignis zu verhindern, muss sie sich aber auch mit ihrem Heranwachsen beschäftigen. Kaum in Blackwell angekommen, gilt es immerhin, wieder alte Freundschaften aufflammen zu lassen, neue Freundschaften aufzubauen und wenn möglich, Ärger so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen.

Läuft es dann mal nicht ganz nach Max‘ Plan, kann sie die Zeit zurückdrehen und einen anderen Weg versuchen.

Die Story ist sehr viel vielschichtiger als sie nun den Anschein macht. Auch wenn das Spiel schon ein paar Jahre auf dem Markt ist, möchte ich so wenig wie möglich vorweg nehmen.

Für die Coming-of-Age-Story wird Life is Strange gelobt – zurecht. Immerhin werden einige Charaktere vorgestellt und es wird bewusst mit Vorurteilen gespielt. Es gibt Charakterentwicklungen, Fortschritte, Geheimnisse, welche die Motive erklären, … uvm.

Im Laufe des Spiels ändert sich die Atmosphäre komplett. Das Spiel ist in fünf Episoden aufgeteilt, die Episode für Episode düsterer werden. Binnen einer Woche soll immerhin Max‘ Heimatstadt von einer Katastrophe heimgesucht werden.

Nichtsdestotrotz lässt sich das Spiel seine Zeit. Episode 1 ist beispielsweise interessant, aber so zuckersüß, dass es zumindest bis zum Ende der Episode zu wirkt, als würde man lediglich hübsche Fotos machen. Das Spiel gaukelt einem vor, dass man alles Schlechte so mir nichts, dir nichts verhindern könnte. Ab Episode 2 wird dieser Irrglaube schnell zum Verhängnis. Ab Episode 2 merkt man übrigens auch langsam die Auswirkungen der Entscheidungen, die man in Episode 2 getroffen hat. In Episode 3 wird es dann richtig düster und bis zu Episode 5, die mit die erwachsenste Storyline mit sich bringt, wird diese Dunkelheit weiter gefüttert. Plötzlich geht es nicht nur mehr um Teenie-Dramen, sondern um greifbare, schwerwiegende Probleme.

Life is Strange führt einen durch eine sehr gut aufgebaute Story, die ihre Höhen und Tiefen nicht nur hat, sondern diese auch bewusst einsetzt. Vor allem die Konsequenzen können schwerwiegend sein und können für einen gewissen Wiederspielwert sorgen – mit nur einem kleinen Haken. Das Spiel beginnt mit der Frage, was mit Rachel Amber passiert ist. Dass man zum Ende hin dann weiß, was, wie, wo und mit wem geschehen ist, könnte etwas die Luft rausnehmen.

Das war das Gute, kommen wir nun zum nicht ganz so guten Part von Life is Strange Remastered.

Zu seichtes Gameplay

So gut die Story, die Konsequenzen und sogar der Artstyle auch sein mögen, so schimpft sich Life is Strange als Videospiel. Im Gegensatz zu Visual Novels kann man Max relativ frei bewegen. Man kann mit gewissen Objekten interagieren, indem man die linke Maustaste drückt und diese dann auf die Aktion zieht, die man gerne ausführen möchte. Auch dann, wenn es nur eine Auswahlmöglichkeit gibt, muss man die Maus trotzdem ziehen. So richtig gut von der Hand geht das zwar nicht, mit einem Controller indes sind es einfach X, Y, A und B. Das lässt sich schon etwas angenehmer spielen.

An ein richtiges Adventure kommt Life is Strange aber bei Weitem nicht ran. Das liegt nicht am vereinfachten Gameplay – dafür sind auch andere Genre-Vertreter bekannt. Es liegt an der nicht vorhandenen Komplexität der „Rätsel“. Um ein Beispiel direkt vom Anfang zu nehmen: Max muss ein Ereignis verhindern, in dem sie die Aufmerksamkeit zweier Personen auf sich zieht. Dafür muss sie den Feueralarm auslösen. Vor dem Schalter steht ein schiebbares Putzmobil. Unter dem Putzmobil befindet sich ein Gegenstand, mit dem sie den Feueralarm auslösen kann. Natürlich reicht die Zeit beim ersten Mal nicht aus, um alles schnell hinzubekommen, daher muss man einmal die Zeit zurückdrehen. Beim ersten Mal wirkt die Szene der angespannt, da man das Gefühl hat, dass einem die Zeit wegrennt. Sobald man diese Mechanik aber verinnerlicht hat, gibt es auch einige Szenen, die einen mehr ärgern, weil sie so in die Länge gezogen werden.

Nun könnte man meinen, dass einige Kinderkrankheiten mit dem Remaster ausgemerzt worden wären. Nur leider spielt sich das Spiel immer noch etwas hakelig an manchen Stellen. Vor allem dann, wenn man versucht, Schubladen, die etwas tiefer liegen, zu öffnen oder generell mit diesen zu interagieren, muss man häufiger Max neu positionieren, um an diese heranzukommen – sowohl mit dem Controller als auch mit der Maus.

Grafisch gibt es einige Veränderungen

Was das Remaster aber sehr gut macht, ist die Grafik. Auf dem PC ist der Sprung zwischen der alten und neuen Version zwar nicht ganz so weit, doch sieht man vor allem dann Unterschiede, wenn man die Grafik auf „höllisch“ setzt. Vor allem, wenn man mit einer höheren Auflösung als 1080p spielt, wissen die grafischen Verbesserungen zu überzeugen. Hat man das Spiel früher auf einer PS4 gespielt, wird man also staunen, hat man es zuvor auf dem PC gespielt, kann man sich ein müdes Lächeln abgewinnen. Wobei so manche Charaktere nun sehr viel besser aussehen, wie beispielsweise Kate Marsh oder auch Warren:

Etwas schlechter kommen dabei die Zwischensequenzen weg. Gut, meist gibt es gerade einmal ein bis zwei Zwischensequenzen pro Episode und dann auch eher gegen Ende, aber diese sehen im Vergleich zu den Spielszenen sehr viel schlechter aus, haben eine geringe Auflösung und aus irgendeinem Grund auch nicht ganz so viele FPS.

Life is Strange: Before the Storm

In der Collection ist aber nicht nur Life is Strange Remastered, sondern auch Life is Strange: Before the Storm Remastered enthalten. Dabei handelt es sich um ein Prequel, das Chloe in den Fokus nimmt. Auch Rachel Amber spielt hier eine tragende Rolle. Zwar kann Chloe nicht die Zeit zurückspulen, dafür bedient sich das Prequel aber allen anderen guten, wie auch nicht so guten Mechaniken aus Life is Strange.

Was wirklich anders ist, ist beispielsweise Chloes Äußeres im Prequel. Das passt nun etwas besser.

Fazit

Die Life is Strange Remastered Collection ist am 01.02. für den PC sowie die neue Konsolengeneration erschienen. Bei Steam kostet sie 39,99 Euro und bringt zwei sehr gute Spiele in einer Collection. Hat man die Spiele bereits erworben, lohnt sich der erneute Kauf nicht unbedingt. Wenn man schon alle Enden gesehen und alle Entscheidungen getroffen und vielleicht sogar alle Sammelfotos geschossen hat, wird man hier auf nichts Neues stoßen. Kennt man das Spiel noch nicht und hätte gerne eine seichte Mischung aus Visual Novel und Adventure, wird man mit gut 40 Euro für zwei Spiele nicht verkehrt liegen.

0
Amazing
75100
Pros

Charaktermodelle wurden teils überarbeitet

2 Spiele in einer Collection

Preis ist fair (knapp 20 Euro pro Spiel)

Mehr FPS als damals zu PS4 und Xbox One-Zeiten

Erneuter Kauf für Next-Gen sinnvoll, wenn man noch nicht alles gemacht hat

Cons

Steuerung immer noch hakelig

Wiederspielwert nur bedingt

Erneuter Kauf auf PC aufgrund mangelnder Neuerungen und Verbesserung nicht unbedingt zu empfehlen

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