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The Dark Pictures Anthology: House of Ashes (Xbox Series X) im Test

The Dark Pictures Anthology: House of Ashes (Xbox Series X) im Test

Für diesen Test wurde uns ein Muster zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich bei Bandai Namco.

Die The Dark Pictures Anthology besteht mit dem neusten Eintrag der Reihe House of Ashes aus drei Teilen. Ein vierter Teil ist bereits in Entwicklung und am Ende von Teil 3 ist ein Teaser zum Season Finale zu sehen. Doch bevor wir weiter über das Ende sprechen – selbstverständlich so spoilerfrei wie möglich – wollen wir uns mit dem Anfang beschäftigen.

House of Ashes hat sich zunächst als Horrorspiel in den Trailern präsentiert. Es schien so, als ginge es lediglich um eine kleine Armee-Einheit, die sich in einer Höhle voller Gefahren zurecht finden muss. Zwar hat der Trailer optisch von sich überzeugt, die Horror-Vibes haben aber bis dato gefehlt. Wer die ersten beiden Einträge der Reihe kennt, wird sich schon gefragt haben, was einem alles vorenthalten wurde.

Und genau da setzt House of Ashes auch schon neue Maßstäbe im Gegensatz zu früheren Titeln. Zwar sind alle Spiele für sich gehalten und können wohl mit einer Kurzspielfilm-Reihe verglichen werden und dennoch schaffen es die Entwickler, von Spiel zu Spiel dazu zu lernen, alte Gameplay-Mechaniken zu bearbeiten oder anders einzusetzen, um die Spielerfahrung zu optimieren.

Doch genug um den heißen Brei geredet. Reden wir nun über House of Ashes.

Geteilter Horror ist halber Horror – von wegen!

In House of Ashes schlüpfen wir wieder in die Rollen diverser Charaktere. Dies können wir allein tun oder auch im Koop. Zwar könnte man nun sagen, dass es den Horror herausnimmt, wenn man nicht alleine spielt, doch die Wahrheit hinter dem Konzept der Anthology ist, dass es viel erschreckender sein kann, wenn man nicht die volle Kontrolle hat, wenn ein Koop-Partner etwas in den Sand setzen kann und man dann gezwungen ist, seinen Spielstand so weiterzuspielen. Zwar wird regelmäßig vom Spiel gespeichert und manches lässt sich dann wieder rückgängig machen, wenn man denn schnell genug ist, doch liegt das wohl eher nicht im Sinne des Erfinders. Die Erfahrung im Koop kann also durch den Kontrollverlust eine andere, manchmal vielleicht sogar bessere sein.

Mehr Tiefgang als es zunächst den Anschein hat

Es gibt also fünf Charaktere, deren Leben man mit dem Controller bestimmen kann. Jeder Charakter ist an sich einzigartig, so wie auch seine Tode. Immerhin gibt es über 60 einzigartige Todesszenarien. Manche werden allein dadurch ausgelöst, dass man einen Gegenstand nicht gefunden hat.

Grundlegend, um nicht zu viel von der Story wegzunehmen, die Dreh- und Angelpunkt des Spiels ist, geht es zunächst um den Konflikt zwischen den USA und dem Irak in Zeiten von Sadam Houssein. Terroranschläge seitens des Iraks und viel zu viel Härte seitens der USA spielen hier eine wichtige Rolle.

Kennt man aus jedem Horrorfilm – sagt das Spiel selbstironisch

Vorurteile als Basis, nicht als Kern

Zu Beginn wird man weit in die Vergangenheit geschickt, um etwas auszulösen. Entscheidungen, die dabei in dieser kurzen Spielperiode getroffen werden, werden sogar noch zum Ende des Spiels hin wichtig.

Danach erweckt das Spiel erst den Anschein, sehr stark patriotistisch zu sein. Während man einem kleinen Trupp von Soldaten folgt, diese ihrer Intoleranz und ihrem Frust freien Lauf lassen und sich selbst als die Helden darstellen, während das gemeine irakische Volk böse ist, hat man schon seine Bedenken.

Doch genau darauf scheinen die Entwickler auch abzuzielen. Es dauert nicht lang, bis man auch die andere Seite der Geschichte sieht, einen Familienvater, der eigentlich gar nicht kämpfen möchte.

In House of Ashes wird bewusst auf Vorurteile eingegangen und diese werden auch genauso bewusst nach und nach widerlegt, wenn der Spieler es denn möchte. Immerhin ist der Spieler am Controller und kann Entscheidungen treffen und dafür sorgen, dass Charaktere mehr Toleranz lernen, dass sie sich richtig verhalten und sich emotional weiterentwickeln. Ebenso ist es möglich, dass sie vor ihrer emotionalen Entwicklung sterben oder die Entwicklung ausbleibt und sie ihren bisherigen Weg stumpf weitergehen.

Gerade im Punkt emotionale Entwicklung hat sich in House of Ashes viel getan. Der Fokus des Spiels und auch der Reihe lag schon immer auf einer sehr gut erzählten Geschichte, die mehr an Hollywood als an Videospiele hat denken lassen, dennoch werden Spielcharaktere in House of Ashes nun lebendiger und gleichzeitig auch stärker von Entscheidungen beeinflusst.

Setting mal anders

Natürlich geht es im Spiel nicht um den Krieg. Das ist nur das Setting bzw. mehr die Hintergrundbeleuchtung. Dieses Mal lässt sich die Geschichte etwas mehr Zeit, bevor der Horror beginnt und es ist leichter, die Charaktere erst einmal kennenzulernen.

Düster können sie aber auch

Sobald die erste Vorstellrunde durch ist, sich der Spieler mit allen Charakteren vertraut fühlt, geht es auch schon ins Eingemachte. Dann stürzen die Soldaten in eine sumerische Tempelhöhle, die vor Monstern nur so wimmelt.

Das Setting wird adhoc düsterer, schmutziger, gefährlicher und bedrohlicher. Die Charaktere bleiben zwar im Fokus, werden aber häufiger getrennt und in unterschiedlichen Gruppierungen neu zusammengeführt. Spielerisch kommt dann auch etwas mehr Zeitdruck hinzu.

Spielerisch weniger Fortschritt, aber Besserung

Die Räume müssen abgesucht werden, es müssen Rätsel gelöst und Probleme schnellstmöglich behandelt werden. Dass sie es auf einmal nicht mehr nur mit menschlichen Gegnern zu tun haben, lässt einen das Spiel ebenfalls spüren.

So wird alles etwas hektischer, Controllereingaben schneller und wichtiger und der Adrenalinpegel steigt. Es entwickelt sich aber nicht zu einem Slasher. Ja, es gibt auch Leichen und Opfer auf beiden Seiten und ja, gegen Ende hin wird es schon sehr actionlastig und da trifft dann auch wieder das Hollywood-Beispiel, aber insgesamt erreicht das Spiel nicht ganz das Angstlevel der bisherigen Teile.

Angstlevel: Gemütlicher Filmabend plus

Jump Scares gibt es fast keine, unnötige Innereien und Verschönerungen von Gewalt sind ebenfalls nicht Teil des Spiels. Ein Erlebnis, wie in Dead Space, wenn man abends nicht mehr einschlafen kann, ist es allerdings auch nicht.

Ja, die Story ist wirklich gut geschrieben und dieses Mal gibt es auch Love Stories, bekannte Gesichter in Form von bekannten Schauspielern oder bekannten Gesichtern auch vorangegangen Teilen. Und das Ende ist dieses Mal auch befriedigender und erinnert etwas mehr an die TV Serie X Factor.

Dennoch fehlt es an manchen Stellen an Horror-Momenten. Es ist nicht wirklich gruselig, weil es meist gut überschaubar ist, sich die Charaktere in den meisten Fällen wehren können und man sich, wenn man sich gut mit dem Controller auskennt, sehr sicher fühlen kann. Die Eingaben, um einen Charakter am Leben zu halten, sind recht einfach. Mal drückt man den einen Button, dann drückt man mal schneller den nächsten. Meistens wird man vorgewarnt, dass es gleich soweit ist, dass man etwas drücken muss. Und das ist seltsamerweise kein verweichlichtes Feature. Oft ist man so von den Zwischensequenzen und der guten Grafik und Inszenierung gebannt, dass man gar nicht mehr weiß, dass man eigentlich spielt. Und so eine Erinnerung, dass man gleich etwas drücken muss, bevor man es dann doch in den Sand setzt, ist gar nicht so übel.

Gutes Spielerlebnis für wenig Geld

In seinen knapp fünf Stunden Spielzeit (mehr, wenn man alles sammelt), konnte House of Ashes überzeugen. Die verschiedenen Charaktere entwickeln sich interessant, die Monster sind eine schöne Neuerung und sorgen auch mal für einen actionreichen, wenn auch nicht immer nervenaufreibenden Nervenkitzel, das Setting ist unverbraucht und das Gameplay ist etwas besser gesetzt und hat nochmals einen Feinschliff erhalten, ohne zu sehr vom Gewohnten abzuweichen.

Auch der Preis ist für den Umfang mehr als fair, da das Spiel gut 30 Euro kostet und mindesten fünf Stunden Spielzeit beinhaltet, die zwar in großen Zügen aus Zwischensequenzen bestehen, aber vom Spieler bestimmte Sequenzen und Enden.

Umsetzung auf der Konsole fast ohne Mängel

Auf der Xbox Series X sah das Ganze wunderbar aus, auch wenn die Framerate nicht zu 100 Prozent mitgespielt hat. Es gab im Testlauf nur einen einzigen Absturz, der aber glücklicherweise direkt nach einem Speichervorgang kam. Ruckelig kann man das Erlebnis wirklich nicht nennen, eher flüssig mit seltenem Schluckauf. Und da es sich nicht um einen Shooter handelt, kann einem der ein oder andere Schluckauf auch mehr oder weniger egal sein. Die Immersion bleibt bestehen.

Qualitativ hochwertig und immersiv – so muss es sein

Die The Dark Pictures Anthology hat sich nun stetig in Qualität in Form von Grafik, Story und Setting gesteigert. House of Ashes ist bisher mein Lieblingsteil der Reihe, dicht gefolgt von Man of Medan und Little Hope. Das Schöne an den einzelnen Kurzspielen ist, dass sie jedes Mal anders sind und nicht langweilig werden. Sie sind die perfekten Wochenend-Spiele, die man Freitagabend anmacht, durchzieht und dann das Gefühl hat, mal wieder etwas Tolles durchgespielt zu haben. House of Ashes bleibt dieser Tradition trotz seiner Action treu, auch wenn diese Action so manche Horrorszene weniger gruselig gestaltet. Das kann aber auch alles am Betrachter liegen, immerhin ist nicht jedes Setting für jeden gruselig.

Wem schon die ersten beiden Teile gefallen haben, wird auch mit House of Ashes nichts Falsch machen. Außerdem eignet sich das Spiel absolut als Pärchen-Spiel, da es nicht zu gruselig ist, aber dennoch genug auch im Koop, um einen schönen Abend zu verbringen.

0
Masterpiece
90100
Pros

Umwerfend realistische Grafik

Sehr immersiv

Authentische Charaktere

Sehr guter Umgang mit konfliktreichen Themen

Umfang und Spielzeit on Point

Koop-Funktion als Kontrollverlust-Horrorträger

Technisch sehr gut, nur sehr sehr selten Bugs

Cons

Horrorelemente sind sehr weichgespült

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