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Das neue Grand Theft Auto lässt auch sich warten und auch das Western-Pendant Red Dead Redemption 2 dürften die meisten von euch bislang schon durchgespielt haben. Wenn es um das Stehlen geht (in Videospielen!), gehen diebische Hände momentan leer aus…
Moment! Es gibt da ein Spiel namens Rustler, in dem Pferde gestohlen werden, um es nur ganz ganz grob zu umfassen.
Guy, klau was für mich
In Rustler spielt ihr Guy, einen gemeinen Viehdieb, Trunkenbold und Tunichtgut. Eines morgens, nachdem er sich mal wieder die Kante gegeben hat, wacht er auf und entführt euch in eine paradoxe Welt.
Eigentlich ist es ein Mittelalter-Rollenspiel, d.h. ihr seht diverse Wälder, Holzbauten, Mauern und Kleidung, die man heutzutage nur noch auf einem Mittelalter-Festival anziehen würde. Paradox werden die Details. Habt ihr schon einmal eine polizeiliche Pferdekutsche mit bunt leuchtenden Sirenen gesehen? Einen Barden, der rappt? Dann seid ihr nun in der paradoxen Mittelalterwelt von Rustler angekommen.
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Aber zurück zum Abenteuer von Guy. Dieser stiehlt Pferde, um Geld zu verdienen. Außerdem verfolgt das Spiel noch eine Main-Questline, in der es im Kontext darum geht, dass ein Tunichtgut etwas sein möchte, was er eigentlich nicht ist und nicht sein kann: von Adel.
Dafür muss er Pferde von Rittern stehlen, Ritter töten, Leichen entfernen und viele andere Dinge, die einem in einem anderen Kontext schon in GTA aufgefallen sein dürften.
Der Blick von oben
Dabei setzt Rustler auf eine isometrische Kamera. Zu Beginn wirkt es etwas, als würde man die alten GTA-Teile spielen, nur halt in einem völlig anderen Setting mit anderer Prämisse. Schnell wird einem aber bewusst, dass es gar nicht so weit von GTA entfernt ist, dann aber auch wieder doch. Es ist schwierig, die Erfahrung in Worte zu fassen, wenn man von Polizei-Kutschen mit Sirenen verfolgt wird, weil man ein Pferd gestohlen hat und dann versucht in einem „Pimp a Horse“ das Pferd umzulackieren und vor der Polizei zu fliehen.
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Gerade aber actionreiche Sequenzen profitieren von der Kamera von oben. Es bleibt übersichtlich, Fluchtrouten sind einfach zu erkennen und der Fernkampf funktioniert auch ganz gut.
Apropos Fernkampf, …
In Rustler kann man sowohl mit den Fäusten, mit dem Schlagstock, Schwert und Schild, anderen Nahkampfwaffen und sogar mit der Armbrust angreifen.
Tötet man Gegner im Fernkampf hilft die isometrische Kamera enorm. Gerade im Wald, wenn Bamkronen und auch andere hohe Objekte durch einen schönen Linseneffekt wegretuschiert werden und man einen sehr guten Blick auf das Geschehen hat, glänzt das Kampfsystem im Fernkampf. Durch langsame Nachladeanimationen wird auch dafür gesorgt, dass die Kämpfe nicht zu einfach werden. Gerade dann, wenn Gegner ihren Schild heben, sollte man nicht unbedingt Bolzen an diese verschwenden und auf eine gute Gelegenheit warten, evtl. zurückweichen, ausweichen und es noch einmal probieren.
Im Nahkampf ist das alles nicht ganz so vorteilhaft. Oftmals sieht man nicht, wenn ein Gegner angreift, missinterpretiert aufgrund der hohen Kamera Bewegungen und bekommt auch schon einmal einen Schlag mehr übergezogen als nötig. Zwar sprechen wir hier nicht von einem Sekiro-Schwierigkeitsgrad, doch ist es dennoch frustrierend, wenn man den Schlag nicht hat kommen sehen und deswegen zu Boden geht.
Wo wir auch schon bei den Speicherpunkten wären
Frustrierend ist es immer dann, wenn man stirbt, alles verliert und an irgendeinem Punkt vor mehreren Minuten landet. Es gibt zwar Entwarnung in puncto Sachen verlieren, nicht aber bei der Spielzeit. Man muss manuell am Bett speichern und es gibt auch Checkpoints, wobei nicht alle Checkpoints gut oder gar häufig platziert sind. Hier ist noch etwas Verbesserungsbedarf.
Und wenn wir schon bei Verbesserungen angelangt sind, dann gehen wir doch gleich zu den Charakter-Verbesserungen. Gut, die Überleitung hakt etwas, aber versuchen wir es trotzdem.
Rollenspiel, Baby, äh.. Guy
Erfüllen wir Missionen, erhalten wir Fähigkeitenpunkte, die wir in unterschiedliche Fähigkeiten investieren können. Manche davon sind sehr nützlich, wenn auch etwas 08/15, wenn man beispielsweise mehr Lebensenergie leveln kann. Andere hingegen bringen Vorteile, wenn es um das Stehlen und Reiten von Pferden geht. So kann man sich an sich nicht verleveln, hat aber auch schnell keinen Spaß mehr daran. Mehr Lebensenergie als Fähigkeit ist halt einfach nicht sexy. Es ist eine Notwendigkeit und wird in sehr vielen Spielen als etwas Besonderes dargestellt, auch wenn das Prinzip mittlerweile angestaubt ist. Nehmen wir dies also nicht als Negativpunkt, sondern als Standard.
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Fazit
Rustler mag kein Spiel für Jedermann sein, aber das möchte es auch nicht sein. Es nimmt sich die alten GTA-Teile als Vorlage, unterlegt diese mit ihrem ganz eigenen Humor und kann schon fast als Hommage betrachtet werden. Der Humor ist skurril, passt sich den Events an und sorgt trotz fehlender Vertonung für Stimmung. Nun gut, es gibt eine Sims-Sprache, also ein blabla, das ständig wiederholt wird, aber Vertonung würde ich das jetzt nicht mit reinem Gewissen nennen. Aber auch das ist charmant und nicht fehlerhaft.
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Humorvolles Design
Technisch sehr gut
Viele interessante Charaktere
Barden, die mitlaufen und das Radio ersetzen
Polizeiverfolgung bleibt herausfordernd (auch durch Pimp a Horse)
Kaum Checkpoints
Missionen alle sehr ähnlich
Fähigkeiten sind Standard