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Spacebase Startopia (PC, PS4) im Test

Spacebase Startopia (PC, PS4) im Test

Wenn man an Aufbauspiele denkt, denkt man häufig an langweilige Spiele. Gut, für den einen mögen sie langweilig sein, für den anderen stellt es vielleicht einen Ruhepol dar, aber wir werden uns alle einig sein, dass man in der Regel eher von der Ruhe an sich spricht, wenn man ein solches Spiel spielt. Warum ich das nun anspreche? Weil Spacebase Startopia einem genau diese Ruhe im Spiel nimmt. Doch mehr dazu später.

Aller Anfang-Wusel ist schwer

Spacebase Startopia ist ein Aufbauspiel, das von einer Kampagne und sogar einem Multiplayer-Part begleitet wird. Doch Obacht: Ohne Tutorial läuft hier nichts. Es gibt einige Tutorial-Level, die kurz und schmerzlos spielbar sind und einen perfekt auf das Spiel vorbereiten. Ja, ich weiß, was ihr nun denkt: “Ich mag keine Tutorials”.

Ich normalerweise auch nicht. Normalerweise sind diese nämlich staubtrocken und verraten einem lediglich, dass man zwei Hände und einen Kopf dazwischen hat. Nicht so bei Spacebase Startopia.

Kaum hat man das Tutorial begonnen, wird man schon von einer gehässigen KI-Stimme schikaniert. Diese sagt uns nicht nur, was wir tun sollen und wie wir es tun sollen, sie sagt uns auch noch, wie schlecht wir eigentlich darin sind. Das Schlimme daran ist, dass man jedes Mal, auch wenn man weiß, dass es nur ein Scherz ist, ein wenig angestachelt wird, es besser zu machen.

Wenn dann so etwas kommt, wie “Ein Fuzzy hat das in wenigen Sekunden in einem sehr viel größeren Umfang hinbekommen”, dann klickt man schon etwas schneller – auch wenn es vollkommen egal ist, wie schnell man ist. Die KI ist einfach so und wir müssen akzeptieren, dass sie gemein ist und unsere Arbeit nicht wertschätzt.

Aber genug herumgeheult. Wir wollten über das Bauen reden.

Kein “Schaffe schaffe, Häusle bauen”

In Spacebase Startopia geht es in erster Linie nicht um den Handel, nicht ums Geld oder ums Verkaufen, sondern um den Währungseinsatz von Energie. Das ist eine sehr angenehme Abwechslung, auch wenn so mancher Schwabe nun den Artikel und wahrscheinlich auch das Spiel beiseite legen wird. Es gibt aber durchaus andere Motivationen.

Eine dieser wichtigen Motivationen ist die Motivation selbst. Aliens besuchen unsere Basis und sie wollen Spaß auf dieser Basis haben – zumindest im vorgesehenen Sektor. Die anderen Sektoren sind für Aliens, die Spaß (?) am Arbeiten haben. Gut, meine Logik hinkt hier etwas, aber trotzdem geht es hauptsächlich ums Vergnügen.

Im Spaß-Sektor oder auch Fun-Deck genannt können diverse Möglichkeiten errichtet werden, um Aliens glücklich zu machen. Damit sind nun Bars, Tanzflächen und Co. gemeint. Wie gesagt, es geht nicht ums Geld. Sogar Space-Katzen-Cafés und Ähnliches haben sich die Entwickler*innen ausgedacht.

Dann haben wir noch einen Sektor, in dem die Arbeiter-Aliens verkehren, um beispielsweise die Kommunikation zu errichten oder Fuzzys, Arbeiterroboter, zu laden. Das sogenannte Sub-Deck ist dabei vor allem zu Beginn das wichtigste Deck.

Die gelben Roboter sind übrigens Fuzzys

Zu guter Letzt gibt es noch das Biom-Deck. Wie der Name schon vermuten lässt, wird hier gut und gerne gezüchtet. Diverse Pflanzen können hier angepflanzt werden, die auf unterschiedlichem Grund wachsen. Man kann das Biom verändern und diverse Biome direkt nebeneinander existieren lassen. Eine Eislandschaft direkt neben einem Wüstengebiet ist in unserer Basis kein Problem.

So schick können Biome aussehen

Schnell wird einem bewusst, dass Spacebase Startopia nicht der kleine Spaß für Zwischendurch ist. Man muss sich wirklich reinfuchsen, die Mechaniken kennenlernen, richtig bauen, richtige Arbeiter einstellen und dann auch noch den Betrieb am Laufen halten. Für mich persönlich war das am Laufen halten mit die größte Herausforderung, aber auch mit der größte Spaß.

Sobald man nämlich das ein oder andere gebaut hat und sieht, wie die Arbeiter und Besucher*innen das nutzen, was man aufgebaut hat, sich mal wieder eine lange Schlange bei den Toiletten bildet, weil man nicht genug gebaut hat, dann weiß man, dass man im Spiel angekommen ist – oder man muss es einen letzten guten Speicherstand laden, bevor alles den Bach herunterging.

Viel Bewegung auf den Decks

Auch wenn man ständig von der KI als Commander beschimpft wird, und ja, ich sage beschimpft, weil es sich einfach nie nett anhört und ich sehr lange kein XCOM mehr spielen kann, ohne an dieses “Commander, Sie haben es verkackt” zu denken, so merkt man erst nach den ersten Spielstunden, was es überhaupt heißt, alles und jeden herumzukommandieren. Wenn die Basis wächst, wächst auch gleichzeitig das Eingreifen in die einzelnen Decks. Man merkt dann schnell, wenn man sich verbaut hat und checkt ständig die einzelnen Statuswerte.

Das geht dabei sehr gut von der Hand, da die Steuerung auf dem PC ein Genuss ist. Alles ist sehr übersichtlich, man kann schnell zwischen den Menüs wechseln und es sind keine Klappmenüs, in denen man 10 Stunden lang 100 Sachen sucht. Alles ist ordentlich verpackt und dadurch auch schnell nutzbar.

Das heißt aber nicht, dass man auf der faulen Haut liegen kann. Ständig muss man etwas Neues bauen, etwas Altes verbessern oder auch mal abreißen, um im Spiel voranzukommen. Die Kampagne verpackt solche Baumanöver in einer humorvollen Story und in kleineren und größeren Quests. Wobei ein Fuzzy das alles natürlich viel besser und schneller hinbekommen hätte… 😉

Für mich das perfekte Spiel

Das Spiel hat eine schicke Grafik, sehr detailreiche und lustige Aliens (es gibt acht unterschiedliche Alienrassen), eine sehr angenehme Story mit vertonten Dialogen bzw. Monologen seitens der KI und es hat immer und immer mal wieder etwas zu bieten, worüber man sich freuen kann. Sind es nun die übersichtlichen und gelungenen Menüs, die spannende Kampagne oder einfach nur der Wuselfaktor, wenn wir unsere Errungenschaften betrachten. Auch der kurze Moment des Stolzes, wenn man auf seine Decks schaut und alles gut läuft, bringt einen dazu, immer weiter spielen zu wollen. Ich sage “kurzer Moment”, weil dann schon immer wieder ein “Commander” aus der anderen Ecke kommt.

Alles in allem ist das Spiel eine Herzensangelegenheit. Es bringt einen zum Lachen, es bringt einen zum Grübeln und es stachelt einen dazu an, besser werden zu wollen – ohne der KI die Beleidigungen übel zu nehmen. All das ist Spacebase Startopia und so viel mehr.

Ach ja, mit großen Mechs kann man auch kämpfen, aber der Rest des Spiels nimmt einen sehr viel größeren Stellenwert ein. Mehr zu den Mechs könnt ihr gerne in dieser Preview nachlesen. Da fand ich die Mechs noch richtig cool, aber heute ist mir eher nach Aufbau-Strategie und Humor. Eines sei jedoch noch gesagt, denn auch das Kämpfen ist im Spiel gut gelöst. Hier geht es um RTS-Scharmützel, die eine angenehme Tiefe haben, aber nicht so anspruchsvoll gestaltet sind, wie in einem Total War – zum Glück! Etwas fummelig kann es dann manchmal aber doch werden, wenn man beispielsweise vergessen hat, eine Transportstation für den Mech zu bauen und dieser nicht auf das passende Deck kommt.

Plattform-Wusel

Nehmen wir jetzt einmal an, dass ich das Spiel jedem empfehlen kann, der humorvolle Spiele mag und einen Fable für Aliens hat, denn es lässt sich anders als seine Genre-Vertreter spielen und ist somit besser (ganz objektiv betrachtet 😉 ), dann ist die nächste Frage, die sich stellt, auf welcher Plattform man es spielen sollte.

Normalerweise spricht man bei Aufbau-Spielen von PC-Spielen. Im Großen und Ganzen stimmt das auch. Mit einer Maus ist es nun einmal einfacher, von Punkt A nach Punkt B zu kommen. Ein PC hat in der Regel eine höhere Framerate, was aber nur für Shooter und actionreiche Spiele wirklich wichtig ist. Ein PC hat schon lange kein Vorrecht mehr auf hohe Auflösungen, also ist das Argument auch veraltet.

Selbst auf PS4 immer noch schick und eigenartig (im Aliensinn)

Und nun muss ich auch noch sagen, dass die Steuerung auf der PS4 gelungen ist. Man drückt nicht einfach nur eine Taste, um in die Menüs zu kommen, sondern beispielsweise L1 + Viereck. Dadurch kann man sich nicht mal eben verdrücken und kann gezielt ein Menü anvisieren. Für mich persönlich war es immer ein Albtraum, wenn man versuchen musste, mit einem Controller eine Maus nachzuäffen. Aber auch hier: Das ist mit der PS4-Version des Spiels kein Problem. Alles hat seinen Platz und überall kommt man gut hin. Man benutzt die Cursor lediglich für die Kamera, was sogar sehr gut funktioniert und wenn man einen Platz für seine Bauten sucht.

Die Grafik ist auf der PS4 ebenfalls gut gelungen, auch wenn sie ganz kleine Abstriche macht. Aber mal ehrlich, man muss ja auch nicht mit der Nase am TV kleben, um Fehler zu suchen. Die Framerate ist angenehm und auch die Auflösung kann sich sehen lassen.

Welche Plattform sollte es also werden?

In diesem Fall die Plattform, die man am meisten mag. Beide Versionen sind gelungen und können gut bis sehr gut gespielt werden. Es zählen rein die eigenen Präferenzen, ob Maus oder Controller den Wünschen entsprechen.

Vielleicht ist die Kaufentscheidung aber auch davon abhängig, auf welcher Plattform Spielgefährten spielen. Immerhin kann man das Spiel auch zu viert spielen – nur leider nicht Cross-Platform.

Wie läuft das eigentlich mit dem Multiplayer?

Neben der Kampagne, die 10 Missionen umfasst, gibt es auch noch einen Multiplayer-Modus. Wobei hier abgegrenzt werden muss, dass man mit bis zu vier Spieler*innen sowohl kooperativ spielen, aber man kann auch in einen Gefechtsmodus übergehen. So hat man stets die Wahl, wie man spielen möchte.

Dabei sind die Server-Verbindungen gut und man kann schnell und schmerzlos miteinander spielen – auch wenn hier dann teils schon die Stimme mit ihrem lästigen “Commander” fehlt. Man hat sie nach einer gewissen Zeit dann doch lieb gewonnen.

Fazit

Spacebase Startopia ist ein Spiel, das plattformübergreifend fantastisch ist. Mir persönlich hat der Singleplayer noch besser gefallen als der Multiplayer, aber allein die Möglichkeit, auch in diesen Zeiten mal mit anderen Spieler*innen zu spielen, hat ebenfalls etwas für sich. Kann man nach den 10 Missionen immer noch nicht genug von dem Spiel kriegen, so gibt es auch noch einen Sandbox-Modus. Das sind zwar, was Modi angeht, keine Neuerfindungen, doch stecken sie alles ab, was man sich als Spieler*in wünschen kann.

Ich kann das Spiel wirklich nur empfehlen, da es etwas Freude mit sich bringt, trotzdem zum Mitdenken anregt und es sehr zur Entspannung beitragen kann, wenn man dem Gewusel auf dem Bildschirm folgt. Aber auch die RTS-Scharmützel laden zu etwas Abwechslung ein. Folglich wird es im Spiel nie langweilig.

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Masterpiece
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Pros

Ordentliche und gut strukturierte Menüs und Menüführung

Humorvolle Story

Viel Abwechslung

Tolle Biome

Sehr gute Synchronisation

Singleplayer, Sandbox und Multiplayer - alles was das Spielerherz begehrt

Cons

Einstieg nur mit Tutorial möglich (Tutorial ist aber gut gemacht)

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