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Ys IX: Monstrum Nox (PS4) im Test

Ys IX: Monstrum Nox (PS4) im Test

Es gibt sehr viele Teile der Reihe »Ys« und dennoch muss ich zugeben, dass ich bis vorgestern keinen einzigen Teil dieser Reihe gespielt habe. Immer mal wieder habe ich auf die anderen Spiele geschielt, überlegt, ob sie Spaß machen könnten und mich letzten Endes dagegen entschieden. Wieso? Wahrscheinlich weil die Werbetrommel weder seitens der Marketing-Abteilung noch seitens Bekanntschaften gerührt wurde.

Habe ich etwas verpasst? Anscheinend schon, denn »Ys IX: Monstrum Nox« hat mir bewusst gemacht, dass es viele JRPGs da draußen gibt, die nicht auf rundenbasiert setzen müssen, um ein gutes Kampfsystem zu haben. Die nicht stundenlanges Grinden mit sich bringen und die auch neue Mechaniken einfließen lassen – trotz altbackener Grafik.

Gehen wir die Gründe, weshalb ihr eines der besten JRPGs verpassen könntet, doch einmal nach und nach durch.

Die Grafik haut einen aus den Socken

…ist natürlich nur ein Scherz. Die Grafik ist leider mit das einzige Mako, welches das Spiel mit sich bringt. Es ist kein schönes Spiel, wenn man von fehlendem Anti-Aliasing, Texturauflösung oder der Umgebung spricht. Alles wirkt altbacken und oft hat man das Gefühl, ein bereits sehr altes Spiel auf einer neuen Konsole zu spielen.

Das Design allerdings ist sehr hübsch. Die Charaktere, sieht man einmal von den Kanten, Macken und Ecken ab, sind sehr gelungen und fügen sich optisch sehr gut ins Geschehen ein. Auch die Kolonial-Klamotten sprechen das Auge an.

Nichts Neues am Fantasy-Horizont

Die restliche Umgebung ist eine 08/15-Fantasy-Stadt. Man hat alle Hütten schon einmal gesehen, auch das Gefängnis, das Hauptaugenmerk des Spiels, ist nichts Neues. Die Umgebung um das Dörfchen herum ist karg und mischt etwas Wald mit etwas Sumpf. Grob gesagt: Es sind Grün- und Brauntöne teils hübsch, teils langweilig gemischt.

Darf ich nun endlich das Spiel hypen?

Wendungen wendungsreich erzählt

Die meisten Rollenspiele, auch wenn es JRPGs sind, haben einen Fokus auf die Story. Das macht »Ys« auch im neunten Teil nicht anders.

Es beginnt in der Stadt Balduq. Dort kommt Adol, der bereits aus anderen Teilen bekannte Abenteurer, an und wird sofort festgenommen. Warum? Das kann er sich bei seinen ganzen Taten kaum erklären. Brav geht er dennoch mit und lässt sich einkerkern.

Lange spielt das Spiel aber nicht im Gefängnis und in der sehr kleinen Zelle. Adol wird von einer Frau angesprochen. Aprilis ist ihr Name und sie hilft ihm, auszubrechen. Hierfür erlangt er spezielle Fähigkeiten, die ihn zum namensgebenden Monstrum machen. Und so wird Adol zum “Crimson King”.

Da erhält das Wort “King” seine Bedeutung

Als Crimson King in neuer Klamotte und mit besonderen Fähigkeiten macht er sich auf, um sich zu verstecken. Mit seinem Freund Dogi und weiteren Bekanntschaften eröffnet er die Bar “Dandelion”. Dies ist seine neue Basis, aus der er versucht, einen Weg aus der Stadt zu finden.

Kennt ihr noch Dogi? Nein? Dann lernt ihr ihn jetzt kennen

Schnell wird ihm bewusst, dass er nicht aus der Stadt kann, da ihn der Fluch, der mit den Monstrum-Fähigkeiten einhergeht, daran hindert.

Aprilis und fünf weitere Monstrum-Wegbegleiter*innen leiden unter diesem Fluch, der anscheinend mit dem Gefängnis zu tun hat.

Um den Fluch zu brechen, müssen diese in eine andere Welt, den sogenannten Crimwald Nox. Hier warten Gegnerwellen auf sie, die aus grausigen Monstern bestehen. Erfüllen sie ihre Aufgabe, geht es weiter mit der Story.

Dabei wird es zu Beginn sehr einfach erscheinen. Ihr werdet mit Charakteren sprechen, Nebenquests erhalten, die “Nox”-Anzeige füllen, wodurch ihr dann Zugriff auf den Crimwald Nox erhaltet. Dann kämpft ihr gegen die Wellen an, kehrt zurück und nochmals dasselbe Spiel von vorne. Glaubt ihr. Denn ab Kapitel 3 lernt das Spiel euch zu überraschen. Immer dann, wenn ihr glaubt, dass sich nichts verändern wird, wenn es langweilig und voraussehbar wird, dann ändert das Spiel etwas.

Das kann eine Kleinigkeit sein, zum Beispiel braucht man plötzlich in der Nox-Anzeige nicht mehr 100 Prozent. Das kann aber auch etwas Größeres sein, zum Beispiel wenn eure Speicherpunkte zweckentfremdet werden.

Das Spiel hat neun Kapitel, die euch bis zum Ende auf Trap halten werden. Auch die Umgebung verändert sich ständig. Seit ihr zu Beginn hauptsächlich in der Stadt unterwegs, trefft ihr schnell auf Ruinen, Dungeons, Untergründe und mehr. Sogar der Himmel ist dem Spiel nicht fremd.

Und so kommen wir zum nicht JRPG-typischen Gameplay

Wenn ihr rundenbasiert nicht mehr sehen könnt, so zeigt auch »Ys IX: Monstrum Nox«, dass es auch anders geht. Ihr könnte je eine Gruppe aus drei Monstrums wählen. Adol kann als Anführer gespielt werden, muss aber nicht zwangsweise. Auch schaltet ihr erst nach mehreren Spielstunden alle Charaktere frei.

Ihr könnt jeden Charakter in der Gruppe steuern. Jeder Charakter lässt sich leicht anders spielen, die Steuerung bleibt aber weitesgehend gleich. Ihr habt einen Standard-Angriff und Spezial-Angriffe über ein R1-Menü. Ihr drückt also R1 und dann zusätzlich Viereck, Kreis, Dreieck oder Kreuz.

Es können vier Fähigkeiten aus weitaus mehr Fähigkeiten herausgesucht und zugewiesen werden. Diese Fähigkeiten können entweder aus Fähigkeitenbüchern erworben werden oder ihr könnt sie auch freispielen.

Zum einen habt ihr also Adol, einen Schwertkämpfer, der hauptsächlich im Nahkampf agiert, Schaden austeilt und recht flott ausweichen kann.

Ihr habt aber auch Zugriff auf ein Katzenmädchen, dass Gegner schneller brechen kann – anfällig machen kann für Schaden.

Ihr habt Zugriff auf einen Magier, ein Hammermädchen, das besonders viel Schaden austeilt, auf einen Schwertkämpfer, der vor allem in der Luft viel Schaden macht oder auch auf eine Puppe, die ebenfalls Schaden macht.

All diese Kämpfer*innen könnt ihr nach und nach spielen bzw. on the fly durchwechseln. Dadurch erhaltet ihr auch während des Kampfes eine gewisse Flexibilität.

Die Kämpfe laufen sehr geschmeidig ab. Ihr könnt die Charaktere wechseln, ihr könnt verschiedene Fähigkeiten nutzen, euch heilen, buffen, Gegner debuffen usw. Zusätzlich könnt ihr, sobald eure Anzeige gefüllt ist, auch Superangriffe ausführen, die sich wirklich super anfühlen.

Springen, ausweichen, fliegen und mehr sind ebenfalls Dinge, die ihr während des Kampfes beherrschen solltet. Manche Bosse haben fiese Mechaniken, die genau das von euch unaufgefordert einfordern.

Habt ihr das Kämpfen außerhalb des Crimwald Nox gemeistert, so müsst ihr es auch innerhalb meistern. Dann seid ihr aber nicht mehr zu dritt, sondern alle Begleiter*innen, auch zusätzliche Hilfskräfte, die ihr im Laufe des Spiels aus dem Gefängnis akquirieren könnt, sind mit dabei. Ihr steuert dann trotzdem einen Charakter, nur müsst ihr dann entweder einen Kristall beschützen oder eben Kristalle von Gegnern zerstören. Die Lemure (Monster) kommen in Wellen. Es werden mit der Zeit mehr Wellen und schwierigere Gegner. Meist endet die letzte Welle mit einem Boss.

Welches Level ihr haben solltet, um den Crimwald Nox zu starten, wird deutlich angegeben. Ihr werdet weniger Schwierigkeiten mit Gegnern haben, die bis zu 3 Level über euch sind, empfehlenswert ist es für die Wertung am Ende aber nicht, wenn man denn ein “S” in jeder Mission erhalten möchte.

Außerdem könnt ihr eure Verteidigungsstellung erleichtern, in dem ihr den Kristall upgradet, Fallen und Ablenkungen aufstellt.

Jeder Charakter bringt neben seiner Kampfstärke außerdem auch noch Geschenke mit. Zum Beispiel ist damit ein Wallrun möglich, ihr könnt mit einer besonderen Sicht Geheimnisse aufdecken, euch in Schattennebel verwandeln oder fliegen. Jedes Geschenk wird mit der Zeit beim Rätseln und Durchqueren der Dungeons wichtiger. Interessant ist, dass ihr diese mit der Zeit ganz intuitiv einsetzen werden, um zu bestimmten Punkten zu gelangen.

Endlich der versprochene Wallrun

Rätsel ohne Kopfzerbrechen

Rätsel sind ein weit gedehnter Begriff. In der Regel müssen Schalter und Hebel gefunden werden, teils auch Kristalle, um weiter voranzuschreiten. Ihr werdet also die soeben erwähnten Geschenke nutzen, um weiterzukommen, euch durch Gegner metzeln und von Ausrufezeichen zu Ausrufezeichen zu Schatzkiste euren Weg gehen, bis ihr auf Bosse und/oder den Ausgang trefft. Dann folgt meist eine Cut-Scene und das Spiel geht weiter.

Adol im Doppelpack

Ihr werdet zwischen Adol und Adol in der Story hin- und herwechseln. Was es damit auf sich hat, werdet ihr erst am Ende des Spiels erfahren. Ein bisschen Abwechslung und Story-Tiefe gibt es aber dadurch zusätzlich.

Fazit

Nicht jedes Spiel muss fotorealistisch aussehen, um gut zu sein. »Ys IX: Monstrum Nox« beweist genau das. Es nutzt einfallsreiche Mechaniken, wie auch den Wallrun oder die spezielle Sicht, um das Spiel aufzulockern. Das Kampfsystem ist fordern und die Story hat einige Wendungen, bezieht sich stark auf eure Gefährten und führt euch häppchenweise dazu, die Nacht durchzumachen.

Tolles Gameplay, tolle Story und sehr viel Liebe zum Detail. Gerne mehr davon!

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Masterpiece
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Pros

Sehr gute Story

Toll in Szene gesetzte Charaktere

Gameplay das Spaß und süchtig macht

Viele unterschiedliche Orte und Dungeons

Geschenke wurden gut eingearbeitet

Charakterwechsel im Kampf möglich

Jeder Charakter lässt sich anders steuern

Cons

Grafik altbacken, aber egal

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