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»Disjunction« – Review

»Disjunction« – Review

Nicht jedes Cyberpunk-Universum muss ein Nettes sein. Das hat sich auch das Studio Ape Tribe Games mit »Disjunction« gedacht. Das dark Cyberpunk-Setting wird von Minute Null an dafür sorgen, dass sich Spieler*innen gebannt Ungerechtigkeit, Sucht und anderen negativen Aspekten einer dystopischen Zukunft gestellt fühlen.

Doch wie macht sich das im Vergleich zu seinen Genre-Vertretern kleine Spiel? Hättet ihr an einem solchen Spiel Interesse? Warum es gerade euch ansprechen könnte, beleuchte ich in den kommenden Absätzen näher.

Düster, düsterer, Cyberpunk

Im Spiel findet ihr euch in einer dystopischen Stadt namens Central City im Jahr 2048 wieder. Riesige Bauten schmücken den Horizont und auch die Menschen, die in dieser Stadt leben, sind nicht mehr ganz so menschlich, wie sie sein sollten. Augmentierungen, welche ganze Körperregionen ersetzen, sind an der Tagesordnung. Die, nennen wir sie einmal Staatsgewalt, haben riesige Unternehmen untereinander aufgeteilt und beeinflussen mit die Medien und das Gedankengut der Bürger*innen.

Eine Gruppe aus Rebellierenden, die sogenannte Gruppe Humanity Today, stellt sich gegen diese Machenschaften und wünscht sich, dass Menschen wieder menschlicher werden.

So viel zur Spielwelt, doch wen spielt ihr eigentlich?

Im Spiel wechselt ihr zwischen drei Charakteren: Frank, Joe und Spider. Jeder Charakter hat seine eigene Motivation und seine eigenen Hintergründe. Da Spider doch etwas später im Spiel ansetzt, wird diese nur ganz kurz umschrieben, um Spoilern vorzubeugen.

Frank schleicht als Privatermittler in Gebäuden umher, in denen er nichts zu suchen hat

Ihr startet mit Frank, einem Privatermittler, der gebeten wird, einen Mord aufzuklären. Eigentlich wurde der Mord schon von den Behörden aufgeklärt und eigentlich wurde auch schon der vermeintliche Mörder dingfest gemacht, doch wie die Sachen in einer korrupten Stadt nun einmal so laufen, verläuft auch diese Mordaufklärung nicht so gerecht, wie sie laufen sollte. Frank begibt sich auf Spurensuche und findet schnell heraus, dass eine Organisation Machenschaften betreibt, die schwere Folgen für den Angeklagten haben könnte.

Joe hingegen beginnt an einer anderen Stelle des Spiels. Diesen, aus sehr vielen mechanischen Teilen bestehenden Boxkämpfer, spielt ihr genau dann, wenn die Story von Frank so richtig in Fahrt kommt. Cliffhanger zwischen den Charakterenwechsel sind also vorbestimmt. Joes Tochter ist tot und aus irgendeinem Grund, wie etwa einer Person, die ihm sagt, dass ihr Tod nicht ganz koscher war, macht er sich auf den Weg, diesen zu ergründen. Er ist dabei rabiater als der Privatermittler – oder könnte es sein, je nachdem, wie ihr spielt.

Kühler Kopf oder kalkulierte Kraftelemente?

Im Spiel dürft ihr zwischen Stealth und Action wählen. So viel schon einmal vorab: Beide Wege, die ihr beschreiten könnt, sind sehr gut implementiert.

Tja, ob das nun gut oder schlecht verlaufen ist, entscheidet ihr ganz allein

Wenn ihr euch für Stealth entscheidet, sind Lichtkegel euer bester Freund und natürlich auch Hindernisse, Schatten und andere dunkle Orte, an denen euch keiner sieht. Ihr werdet von Deckung, von Wand und beweglichen Teilen zur nächsten Möglichkeit unentdeckt zu bleiben, schleichen und Gegner von hinter niederschlagen. Manche Gegner sind etwas muskulöser und können nicht unbedingt mit einer Rückhand bewusstlos geschlagen werden. Aber auch andere Gadgets werden euch nach und nach zur Verfügung gestellt. So könnt ihr Betäubungspistolen und andere ruhigere Mittel verwenden, um euer Ziel zu erreichen. Meistens ist dieses Ziel, zu einem bestimmten Punkt auf der Karte zu gelangen und etwas einzusammeln.

Wenn Stealth mal nicht so gut klappen sollte oder ihr es einfach leid seid, immer derjenige zu sein, der ruhig bleibt, könnt ihr euch auch anderer Mittel bedienen. Ihr könnt eure Schrotflinte herausholen, euren Revolver oder auch euren Körper als Ramme einsetzen. Die zierliche Spider würde wohl weniger als Ramme dienen und so hat jeder Charakter auch nur die Fähigkeiten, die sinnvoll sind. Wichtig ist, das euer Spielstil bestimmt, wie die Geschichte weitergeht. Die Geschichte wird also nicht durch das Anklicken von Dialogen beeinflusst, sondern durch euer Handeln im Spiel. Versprecht ihr, das Ganze ohne Massaker zu lösen und tötet dann alle, werden NPCs nicht gut auf euch zu sprechen sein und sogar das Ende wird dadurch beeinflusst. Ihr müsst also wirklich darauf achten, was ihr tut.

Wenn ihr eurer Ziel erreicht habt, ist natürlich auch die Frage nach optionalen Zielen. Das Spiel hat keine Open World, sondern eigens geschaffene Level, die nach und nach absolviert werden. Insgesamt gibt es über 30 solcher Level und pro Level kann man 20-40 Minuten einrechnen, je nachdem, wie gut ihr vorankommt.

Optional sind dabei die Upgrades, die im Level verteilt sind. Solche helfen euch, mehr Gesundheit oder auch andere sehr nützliche Hilfen zu erhalten. Es ist höchst empfehlenswert, diese zu suchen und gut einzusetzen, um besser im Spiel voranzukommen.

Wie schwierig darf es denn sein?

Und da kommen wir auch schon zu heiklen Frage nach dem Schwierigkeitsgrad. Jetzt erwartet bitte kein Sekiro, das einem wirklich den Boden unter den Füßen wegreißt. Die Mechaniken des Spiels sind sehr gut durchdacht, doch müssen sie nach einer gewissen Zeit auch gut eingesetzt werden. Einfach nur von Deckung zu Deckung huschen, reicht in dem Spiel nicht aus. Es müssen Fähigkeiten gut eingesetzt werden, ganz gleich, ob diese brachialer oder Stealth-Natur sind. Ihr müsst nach und nach mehr mitdenken und euch mit dem Spiel beschäftigen. Es gibt im Level positionierte Speicherstellen, die jeweils nur einmal eingesetzt werden dürfen. Mit der Zeit verteilen sich diese besser und weitläufiger, sodass ihr immer mehr Gegner ohne Speichern schaffen müsst. Dies ist kein Spiel, das ihr sofort ohne zu sterben schaffen werdet, und dass muss es auch nicht sein. Es fordert euch heraus, ohne zu schwierig zu sein und gleichzeitig gibt es diese wohlige Gefühl, eine Herausforderung geschafft zu haben.

Fazit

Das Spiel läuft technisch einwandfrei. Die Pixelgrafik passt perfekt und erinnert leicht an »Hotline Miami«. Die Geschichte ist sehr interessant erzählt und sogar die Dialoge, gerade da diese auf euer Handeln bezogen sind, laden zum Lesen und Zuhören ein. Auch dass zwischen den Charakteren gewechselt wird, sorgt für das Quäntchen Abwechslung, was das Spiel zu einem sehr guten Spiel werden lässt. Die Stealth-Mechaniken sind gut durchdacht, auch wenn sich der ein- oder andere Verdrücker hier und da manchmal nicht vermeiden lässt. Auch die brachialeren Methoden sind sehr gut umgesetzt.

Insgesamt macht das Spiel einen sehr guten Eindruck und ist Cyberpunk-Enthusiasten zu empfehlen, die auch mal gerne Stealth ausleben und vor allem mit ihren Entscheidungen im Spiel konfrontiert werden wollen.

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Masterpiece
90100
Pros

Sehr gute Stealth-Mechaniken

Passende Pixelgrafik

Brachiale Einlagen haben Konsequenzen

Handeln beeinflusst Spiel und Ende

Interessante Story und Charaktere

Cons

Teils repetitive Level und Mechaniken

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