Ja, lieber spät zur Party als nie, oder? Nach all den Awards und Lobeshymnen auf »Hades« war ich skeptisch und interessiert zugleich. Ist das neuste Werk von Super Giant Games wirklich so gut, wie alle sagen? Ist es wirklich so motivierend, wie es viele behaupten? Für die, die es selbst nicht wirklich glauben wollen, ist diese Review. Denn ich war auch äußerst skeptisch.
Als ich das erste Mal von »Hades« gehört habe, musste ich damals nur müde lächeln. Ein weiteres Indie-Spiel mit Rouge-Elementen und schwerem Schwierigkeitsgrad, das ja so viel Spaß machen soll. Versteht mich nicht falsch, ich liebe »Dark Souls« und »Bloodborne« und konnte mich auch mit einigen anderen Spielen dieser Art anfreunden, aber die schiere Flut an Spielen aus diesem Bereich sorgte bei mir zuletzt für Ermüdung und stellenweise Frust. Warum Frust? Naja, jedes gut und interessant aussehende Indie-Spiel war/ist am Ende ein Souls Like, – Rogue like,- oder ein Metroidvania-Titel. Ich verstehe die Intention dahinter, aber dieser Hype muss langsam mal ab nehmen. Nicht jedes Indie-Hack N´Slay braucht Souls Like– oder Metroidvania-Elemente.
Zur Story gibt es nicht viel zu sagen, außer dass sie sehr unterhaltsam ist und ihren Zweck erfüllt. Ihr spielt den Sohn von Hades, aus dem ihr auch flüchten wollt. Also nicht aus eurem Vater (LOL), sondern aus dem Hades, also quasi der Unterwelt der griechischen Mythologie. Dabei erhaltet ihr immer wieder Hilfe von anderen griechischen Gottheiten, die euch Perks, Waffen, Fähigkeiten oder einfach Items zukommen lassen. Der Clou dabei ist, dass wenn man stirbt, wieder vom Ausgangspunkt startet und euch die Charaktere auf euer Scheitern ansprechen. Und scheitern werdet ihr oft. Aber mit jedem neuen Versuch werdet ihr auch besser. Das ist der Moment, wo die Suchtspirale einsetzt. Hier ein neuer Skill, da ’ne neue Waffe und der Gegner, an dem ihr vorher gescheitert seid, ist plötzlich mega einfach beseitigt. Diese „Aha“-Effekte setzen immer wieder ein und ihr werdet sehr schnell anfangen, mit den verschiedenen Waffen und Skills zu experimentieren. Das macht einfach wahnsinnig viel Spaß und sorgt dafür, dass die Zeit um euch vergeht wie nichts und aus einer kurzen Session plötzlich 5 Stunden werden. Was in vielen anderen Spielen also sehr nervtötend ist, macht »Hades« erst richtig spaßig. Ja, man stirbt oft und fängt immer wieder von vorne an, aber hier steckt ein enorm motivierendes System dahinter, dass dafür sorgt, dass es nie wirklich frustig wird. Im Gegenteil sogar: Da ihr mit jedem neuen Versuch auch andere Wege versuchen könnt.
Das Ganze macht aber auch so viel Spaß, weil das Gameplay sehr schnell und einfach von der Hand geht. Ihr habt nicht wirklich viele Eingaben, die euch überfordern könnten, was dieses Spiel trotz des Schwierigkeitsgrades sehr einsteigerfreundlich macht. Ihr habt einen leichten Schlag, einen schweren Schlag, einen Dash-Angriff (der auch zum Ausweichen dient) und noch eine Taste für Magie-Angriffe. Auch die Beschreibung der Skills, Perks und Waffen sind sehr klar definiert und ihr wisst sofort, was ihr bekommt/wählt. Auch hier gibt es nicht wirklich etwas Außergewöhnliches: Gift,- Feuer,- Blitzschaden. Magie Resistenz, Schaden pro Sekunde etc. Nichts, was man nicht schon gesehen hätte, aber also so schön einfach erklärt, dass die Auswahl nie zur Wahl der Qual wird. Natürlich könnt ihr auf einen bestimmten Build skillen, aber auch das Mixen verschiedener Fertigkeiten kann zum Erfolg führen. Die Möglichkeiten in »Hades« sind gefühlt endlos und das ist einfach nur super.
Auch technisch weiß »Hades« zu überzeugen. Die Comic-Grafik ist wunderschön, die Performance ist klasse und der Sound ist auch sehr gut. Die Vertonung der Figuren ist sehr gut, aber auch nur auf Englisch. Natürlich gibt es aber deutsche Untertitel und auch Item-Beschreibungen etc. sind ins Deutsche übersetzt. Was also Grafik und Sound betrifft, muss sich »Hades« nicht wirklich hinter den großen Triple-AAA-Titeln verstecken. Wenn überhaupt ist es so, dass sich so manches großes Studio etwas von Super Giant Games abschauen kann/sollte. Das Einzige, was etwas trübt, ist das Effektgewitter auf dem Bildschirm, das ab und an für unübersichtliche Verhältnisse auf dem Bildschirm sorgt.
Kommen wir zum Fazit: »Hades« ist eine Perle, die Gott sei Dank sehr schnell von der Community entdeckt wurde. Auch zeigt es, dass das mMn mittlerweile sehr überstrapazierte Genre der Rogue Likes/Lites noch immer unterhalten und auch Neues bieten kann. Mit den richtigen Zutaten sind derartige Spiele nämlich absolute Spaßbringer und nicht nur dafür da, euch unnötig zu quälen. Wer »Hades« noch nicht gespielt hat, sollte dies schleunigst tun. Den wenn ich etwas bereue, dann dass ich dieses Spiel nicht gleich im September 2020 gespielt habe.
Motivierendes Gameplay
Sehr hübscher Comic Look
Sehr gute Vertonung und schöner Soundtrack
Manchmal etwas unübersichtlich durch zu viele Effekte auf dem Screen