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»Empire of Sin« – Review

»Empire of Sin« – Review

Einmal ein Mafiaboss sein… Im Jahr 1920 in Chicago… Durch die Prohibition zu unermesslichen Reichtum kommen… Bars, Bordelle und andere Etablissements übernehmen und so die ganze Stadt kontrollieren. Gegnerische Gangs Blei schlucken lassen und diese im Fluss versenken, um ein Zeichen zu setzen… Ja, das klingt alles nach einem richtig guten Spiel und »Empire of Sin« will genau dies sein. Hat Romero Games in Zusammenarbeit mit Paradox Interactive geliefert? Schauen wir mal rein.

Wie oben erwähnt spielt »Empire of Sin« um das Jahr 1920 in Chicago. In diesem Zeitraum herrschte dort ein Alkoholverbot der Tür und Tor für kriminelles Handeln öffnete. Alkoholschmuggel war ein weit verbreitetes Phänomen und jeder wollte daran verdienen. Und daher natürlich auch ihr als Spieler oder Spielerin. Anfangs entscheidet ihr euch, welchen „Boss“ ihr spielen wollt. Diese haben verschiedene Perks und Fähigkeiten, die euren Spielstill auf eine gewisse Weise vorlegen sollen. Hier schon einmal das erste Problem: Diese Perks sind einfach zu stark. Wenn ihr also einen Boss auswählt, der wahnsinnig gut mit ’ner Tommy-Gun umgehen kann, dann spielt ihr eigentlich nur diesen Charakter in den Kämpfen, da dieser einfach alles weg ballert. Aber erst mal zurück zu den Basics. Wenn ihr euren Boss ausgewählt habt, startet erst einmal das Tutorial, das ihr unbedingt spielen solltet. Dieses ist auch sehr gut und erklärt eigentlich alles, was ihr wissen müsst. Wie steuere ich meine Figuren in Kämpfen, wie verwalte ich mein Equipment, wie gehe ich mit meinen Lokalen um etc. Dies geschieht schon im Rahmen der Handlung und nervt daher nie.

Wenn ihr also wisst, wie was und wie es zu tun ist, geht es auch schon los. Ihr bekommt Missionen und müsst euer Imperium wachsen lassen. Die könnt ihr machen, indem ihr Bars, Bordelle und illegale Brauereien übernehmt. Dafür braucht ihr aber erst einmal weitere Mistreiter und Mitstreiterinnen, die ihr auf der Straße rekrutieren könnt. Diese haben auch verschiedene Fähigkeiten, die sich aber im Vergleich zu denen eures Bosses, nicht wirklich viel Auswirkung haben. Die einen können besser mit Pistolen umgehen, die anderen mit Flinten und andere wiederum können etwas besser heilen. Also nichts Besonderes. Und wie gesagt, eigentlich ist es egal, was die Figuren besonders gut können. Denn mir ist aufgefallen, das ein Pistolen-Experte auch sehr gut mit Schrotflinten umgehen kann. Der Schaden, den ihr macht, ist dann nur gering und fällt nicht ins Gewicht. Wenn wir schon bei den Handlangern sind, diese steuert ihr in rundenbasierten Kämpfen a la XCom. Nur sind diese lange nicht so fordernd oder gut wie in dem genannten Beispiel. Die Kämpfe gegen ganz normale Gegner, Mobs, sind viel zu einfach. Die KI benimmt sich nämlich meist ziemlich dumm und steht auch oftmals nur Mitten im Kampfgebiet rum, ohne in Deckung zu gehen oder ballert lieber auf ein eurer Figuren, die sie gar nicht treffen kann. Anders sieht es da bei den Bosskämpfen aus. Diese sind stellenweise einfach nur unfair und hart. Meistens besiegt man diese einfach durch Zufall und weiß am Ende nicht wirklich, was man da jetzt richtig gemacht hat. Ihr merkt also, das Ganze ist ziemlich unbalanciert und macht nicht so wirklich Spaß.

Wo wir schon bei Balance-Problemen sind, kommen wir zum Wirtschaftsteil des Spiels. Das Spiel gibt euch augenscheinlich die Möglichkeit, eure Gegner durch geschicktes Verhalten eurer Bars etc. die Gegner wirtschaftlich zu vernichten, was aber absolut keinen Sinn macht. Der Ertrag, den ihr durch gutes Handeln mit euren kriminellen Machenschaften macht, ist einfach zu gering. Warum sollte man also versuchen, die Stadt auf kluge Art und Weise zu übernehmen, wenn es mit der Brechstange besser geht? Es macht einfach keinen Spaß und bringt einen auch nicht wirklich zum Ziel, weil man am Ende des Tages so oder so die Knarre ziehen muss. Das verschenkte Potential tut hier besonders weh, weil politische Intrigen und Machtspiele einfach nicht zum Ziel führen. Das Spiel zwingt euch letztendlich eigentlich immer zum Kämpfen. Bei den Kämpfen verdient ihr auch ohnehin mehr Geld und Ausrüstung, was natürlich auch sehr wichtig ist, wenn man der große Pate Chicagos werden will.

Auf der technischen Seite ist »Empire of Sin« auch kein Meisterwerk. Ja, die Spielwelt ist atmosphärisch gut und zeigt ein stimmungsvolles Chicago der 1920er, aber kann visuell nicht wirklich überzeugen. Die Figuren sind einfach nicht auf dem Stand wie es im Jahr 2020 sein sollte. Auch die Dialoge der Charaktere nerven nach wenig Spielzeit schon, da diese echt nervig vertont sind. Der Soundtrack des Spiels ist aber wirklich sehr gut.

Was soll man also von »Empire of Sin« halten? Viel verschenktes Potential! Die Ideen die in diesem Spiel stecken, klingen auf dem Papier wirklich super und sie werden auch im Game angedeutet, aber so richtig gut umgesetzt wird davon leider nichts. Der Wirtschaftsteil des Spiels ist nahezu vernachlässigbar und die rundenbasierte Kämpfe zu unbalanciert, dass da wirklich Spaß aufkommen kann. Das Spiel ist keine Vollkatastrophe. Es hätte einfach noch Feinschliff gebraucht. Vielleicht können/werden die Entwickler und Entwicklerinnen das Ganze auch noch Patchen, um die Balance-Probleme zu lösen, denn im Kern hält das Spiel einiges parat, das einfach nicht sein volles Potential entfalten kann

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Great
60100
Pros

Stimmung der 1920er gut eingefangen

Klasse Soundtrack

Sehr gutes Tutorial

Cons

Unbalancierte Kämpfe

Wirtschaftssystem absolut vernachlässigbar

Unmotivierte Dialoge

Viel verschenktes Potential

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