»Spellforce III« ist bereits vor einiger Zeit erschienen und die erste Erweiterung »Soul Harvest« konnte bereits mit einer sehr guten Kampagne und einigen neuen innovativen Ideen überzeugen. Doch wie sieht es mit der zweiten Erweiterung »Fallen God« aus? Ist sie ebenso besonders?
Story
»Spellforce 3« handelt von einer Seuche, welche nicht nur Menschen, sondern auch Elfen, Zwerge und andere Kreaturen plagt. Um diese Seuche zu bekämpfen, macht sich der Sohn eines Verräters auf. Aufgrund seines Ansehens und auch aufgrund anderer Schwierigkeiten, kann er sich jedoch nur heimlich aufmachen. Er sucht sich Verbündete, reist von Gebiet zu Gebiet und gerät von einer Misére in die nächste und deckt dabei auch noch weitere Intrigen auf.
Das Spielprinzip von »Spellforce 3« ist eine Mischung aus bekannten Heldenspielen, wie auch »Pathfinder: Kingmaker«, und Strategieriesen, wie »StarCraft«. D.h. für Spieler*innen, dass sie zum einen einen kleinen Heldentrupp steuern, der automatisch angreift und dessen Spezialaktionen von Spieler*innen ausgelöst werden. D.h. aber auch, dass Basen gebaut und ausgebaut werden, um Vorräte zu beschaffen sowie Krieger und Verteidungslager.
Im Gegensatz zur Hauptstory fokussiert sich »Fallen God« nicht auf die Menschen, sondern auf das von Vorurteil triefende Volk der Trolle. Aus »The Witcher 3« dürften sich noch einige an die menschenfressenden, wenn auch nicht mit Intelligenz gesegneten, Dickhäuter erinnern. Anders als in anderen Fantasy-Vertretern, versucht »Spellforce« das unbeugsame, aber auch ungeliebte Volk anders zu beleuchten.
So beginnt die Reise der Erweiterung, die außerhalb des Hauptspiels wie ein eigenes Spiel gestartet wird.
Augen auf beim Troll-Fähigkeiten-Kauf
Spieler*innen können dabei drei Trolle ausstatten: Akrog, den Protagonisten, sowie seine Begleiter. Diese haben alle eine vorgegebene Story, ihre eigene Hintergrundgeschichte und Motivation, jedoch dürfen sich Spieler*innen aussuchen, welche Fähigkeiten sie besitzen und welche Klasse sie im Kampf einsetzen. Ein Troll, dessen Begabung es ist, Tote zu erwecken oder ein Troll, der elementar bewandert ist und so eine Art Voodoo ausübt, hören sich zu Beginn schon einmal sehr interessant an. Es gibt aber auch die üblichen Hau-Drauf-Trolle, welche mächtige Kriegertrolle sind.
Hat man sich für seinen kleinen aus großen Trollen bestehenden Einsatztrupp entschieden, geht es auch schon in die Story.
Trolle hatten schon immer Schwierigkeiten. Sie wurden schon immer als dumm betrachtet und waren Ziel von so ziemlich jeder anderen Fraktion. Sie wurden versklavt, getötet und ihre Hörner als Wanddekoration genutzt. Die Mondgeborenen sind ein Stamm, der versucht, dem Tod und der Versklavung zu entgehen – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.
Sie streifen durch das Land, immer einen Späher voraus und immer einen Späher im Rücken, suchen nach Nahrung und nach Schutz. Nachdem ihr Häuptling gestorben ist, beginnt auch schon die erste politische Intrige. Denn im Gegensatz zur allgemeinen Meinung, dass Trolle dumm sind, verfügen sie über eine normale Intelligenz.
Akrog soll der neue Häuptling werden, da er der Sohn des Häuptlings war. Doch ist Akrog gar nicht der stärkste Troll. Durch seine Mittelmäßigkeit belastet, muss er sich immer wieder den anderen Trollen beweisen. Der erste Beweis ist mit einem Ritual vorzubringen, welches genauso bestialisch ist, wie auch die Vorurteile gegen Trolle.
Im weiteren Verlauf der Geschichte geht es noch um die Auferstehung eines Gotts sowie die diversen Konflikte zwischen Trollen und anderen Kreaturen.
So wird gespielt
Im Spiel dürfen Spieler*innen Akrog und seine drei Gefährten steuern, wovon sie drei selbst gestalten durften. Der letzte Kamerad kommt kurze Zeit später hinzu und ist noch so jung, dass er von den Entscheidungen der Spieler*innen lernt und diese seine Persönlichkeit sowie seine Fähigkeiten beeinflussen. Er lernt schnell grausam zu sein oder auch den Stamm zu achten, je nachdem, welche Entscheidungen Spieler*innen getroffen haben.
Und das ist und bleibt auch ein weiterer großer Augenmerk des Spiels. Spieler*innen können Entscheidungen treffen, die Konsequenzen haben. In einer Nebenquests haben sich beispielsweise zwei Brüder gestritten. Der eine Bruder hatte eine Freundin, die ihm dann vom anderen Bruder ausgepannt wurde. Der eine Bruder hat dann aus Rache heraus seinen Bruder in ein Schwein verwandelt. Spieler*innen dürfen später entscheiden, welchem Bruder sie Recht geben und dies hat dann je einen anderen Endkampf zur Folge.
Ob nun Nebenquest oder auch Hauptquest, die Entscheidungen in Spellforce sind nicht die einfachsten. Tötet man vermeintliche Sklavenhändler, um an Nahrung zu kommen und seinen Stamm zu retten oder entscheidet man sich für eine andere Alternative, die aber zur Folge haben kann, dass man am Ende gejagt wird?
Zwischen den harten Entscheidungen, den unsagbar guten Dialogen, die sich auch in der deutschen Vertonung einfach nur unfassbar gut anhören, und der tiefgreifenden und verwinkelten Story, gibt es aber noch mehr Gameplay-Mechaniken.
Manche Mechaniken sind bekannt. So müssen Spieler*innen Basen aufbauen, Außenposten einnehmen, Krieger und Ressourcen aufbauen und dann einen mächtigen Angriff des Feindes nicht nur standhalten, sondern auch diesen niedermähen. Manche Mechaniken sind neu: Jeder Troll hat eine ganz eigene Fähigkeit, kann Mauern einreißen oder wie Akrog Geister sehen. Diese neue Mechaniken machen sehr viel Spaß, da sie das Erkunden mehr in den Vordergrund stellen und nicht „nur“ die fordernden und spannenden Gefechte.
Vieles ist aber auch einfach gleich geblieben. Die Gegner sind beispielsweise immer noch eine Mischung aus Spinnen, Skeletten und anderen Fraktionen. In manchen Nebenquests findet man auch mal besondere Gegnertypen, aber es bleibt alles im Kanon von Spellforce, was Story technisch Sinn macht, aber auch etwas an Ideenarmut leidet.
Dass man Ressourcen für den Stamm sammelt, damit dieser im späteren Verlauf an anderer Stelle weiterbauen kann, ist hingegen ein interessanter strategischer Faktor, der das Bauen und Ausbauen an sich intensiviert.
Schön ist es, dass Trolle in ihrer Gesamtheit, in ihrer Wildheit und Brutalität auch im Gameplay wiederzufinden sind. So muss man beispielsweise Trolle opfern, um einen noch größeren, stärkeren Troll zu rufen. Das ist brutal und macht auch brutal viel Spaß.
Die Level sind und bleiben weiterhin eine harte Nuss. Neulinge werden sich nicht allzu schnell in das Spielprinzip einfinden, Freunde des Genres werden es hingegen lieben, da es eine sehr angenehme Herausforderung ist, die mit der Zeit zunimmt und nicht langweilig wird.
Technik und Fazit
Die Grafik von »Spellforce 3: Fallen God« ist wirklich hinreißend. Das Spiel hat unglaublich schöne Pfützen, Wälder, Rüstungen und andere Effekte, wie beispielsweise geisterhafte Lichter. Die schöne Grafik fordert also nicht nur Spieler*innen, sondern auch den Rechner heraus. Meistens konnte mein PC mit einer 2060 Super die Framerate sehr gut halten – auch auf sehr hohen Grafikeinstellungen. Daher kann man auch einiges einstellen, sollte es mal nicht so gut laufen.
Ich empfehle diese Erweiterung an all jene, die bereits das Hauptspiel gespielt haben. Man benötigt nicht mehr viel Wissen aus der Haupthandlung, doch wenn man nicht mehr weiß, was es mit der Seuche auf sich hat, sollte man eventuell nochmals reinzocken. Gameplay, Steuerung, Grafik, Vertonung und auch alles andere in dem Spiel haben mich voll und ganz überzeugt.
Sehr schöne Grafik
Passt perfekt in die Welt von Spellforce
Sehr gute Darstellung von Trollen
Sehr gute Entscheidungsmöglichkeiten und Konsequenzen
Herausfordernd
Multiplayer möglich
Gameplay sehr sehr ähnlich zum Hauptspiel und zu anderen Fraktionen