Es kommt selten vor, dass man mal ein Spiel aus dem eigenen Land spielt. Umso mehr freue ich mich immer, wenn ich eines in die Finger bekomme. Und noch cooler wird es, wenn man erst bei der Recherche rausfindet, dass besagtes Spiel aus Deutschland kommt. Hierbei handelt es sich um das kleine Studio Ion Lands aus Berlin. Ob mich die Spielerfahrung allerdings auch genau so froh stimmt, lest ihr hier.
Ein neues Leben in den Wolken
Eigentlich wollte Rania ein neues Leben beginnen. Weg vom Land und ihrer chaotischen Vergangenheit und ab in die Wolken Das klingt jetzt romantischer als es eigentlich ist. Denn Rania entschied sich für die große namenlose Stadt über den Wolken. ein Moloch aus Sünde, Schmutz, Gewalt und Intrigen. Hier versucht Sie sich nun als Kurierfahrerin für die namensgebende Firma Cloudpunk, welche nicht ganz so legalen Geschäften nachgeht. Aber was tut man nicht, um schnell an viel Geld zu kommen. Denn die Stadt ist nicht billig und die Konkurrenz schläft nie. Entweder du nimmst den Auftrag an oder jemand anders macht es.
Präsentation
»Cloudpunk« sieht man die Einflüsse deutlich an. An vielen Ecken wird man an Film-Klassiker wie »Das fünfte Element« oder auch »Blade Runner« erinnert, was ich aber durchaus positiv hervorheben möchte. Die Stimmung ist durchaus gegeben und gut eingefangen. Die Welt wirkt trotz vieler bunt leuchtender Reklametafeln immer düster und trostlos. Schmutzige Gassen und Gebäude, die ohne Ende in den Himmel ragen, untermalen noch das Gefühl von Einsamkeit und der Bedeutungslosigkeit des Individuums. Was die Story angeht, so erzählt sich die Geschichte von »Cloudpunk« in Textboxen. Wer jedoch gut im Englisch Unterricht aufgepasst hat, der kann auch der guten Vertonung lauschen. Hier gefällt mir besonders, dass es nicht nur zwei, drei Sprecher gibt, sondern dass jede Person, der ihr begegnet, eine eigene Stimme bekommen hat. Jedoch müsst ihr einige Male schon etwas Zeit investieren. Einige der Bewohner erzählen euch, ob ihr wollt oder nicht, ihre gesamte Lebensgeschichte. Diese Gespräche passen aber alle sehr gut ins Gesamtkonzept und wirken nicht albern oder deplatziert. Was mich auch überrascht hat: Im Laufe der Story habt ihr einige Male die Möglichkeit, euch zu entscheiden. Bringe ich die Ware an den Ort ihrer Bestimmung, oder entscheide ich mich, das Paket wegzuwerfen? Beides hat Konsequenzen, mit denen ihr Leben müsst, denn das laufende Spiel könnt ihr nicht speichern oder neu laden.
Heute trägt man eckig
Von hinten bis vorne wurde die komplette Welt und deren Bewohner im Pixel-Look entwickelt. Jedoch nicht im Style wie »Minecraft«. Die Würfel gibt es hier schon in verschiedenen Größen. Somit wirkt das Bild von Weitem wirklich super und man verliert sich in den trostlosen, aber schon sehr schönen Neonlichtern und den Hochhaus-Canyons der fliegenden Stadt. Aber sobald man nah an Objekte ranfliegt verliert das Gesamtbild an Kraft. Generell muss man bei einigen Objekten viel rein interpretieren oder mehrfach aus verschiedenen Blickwinkeln gucken, um zu erahnen, was die Künstler uns damit sagen bzw. zeigen wollten. Wie bei einem Bild, an das man zu nah ranzoomt. Insgesamt hält sich somit »Cloudpunk« grafisch also recht minimalistisch, weiß aber mit Licht und Schatten sehr gut umzugehen und setzt somit schöne Akzente. Jedoch wird man das Gefühl nicht los, dass sich viele Elemente ständig wiederholen. Die Welt von »Cloudpunk« ist in verschiedene Gebiete unterteilt, die auch mit einer Ladezone voneinander getrennt sind. Jedoch unterscheiden sich diese nur in sehr, sehr kleinen Details und haben kein großes Alleinstellungsmerkmal. Etwas mehr Vielfalt hätte hier und da nicht geschadet.
Ein auf und ab
Generell findet das Spiel auf zwei Ebenen statt. Einmal die Lieferfahrten, in denen ihr euer fliegendes Auto, auch HOVA genannt, steuert. Und zum anderen die Passagen zu Fuß. Aber zuerst mal zu euren HOVA. Hier sind euch fast keine Grenzen gesetzt. Ihr könnt euer Gefährt überall hin steuern, na ja, nicht ganz überall hin. Landen dürft ihr nur auf vorgegebenen Parkplätzen und ihr könnt eine gewisse Höhe und Tiefe nicht überschreiten. Ansonsten aber lasst euch vom Wind treiben.
Geld regiert die Welt
Apropos treiben lassen, um schneller in der Welt voranzukommen, gibt es einige Möglichkeiten. Ihr könnt euer HOVA mit einem besseren Antrieb aufpimpen oder einer stabileren Karosserie. Für zu Fuß könnt ihr euch mit Drogen oder Energy Drinks kurzzeitig pushen. Gerade die Idee zu Fuß gefällt mir sehr gut. Aber wie kommt ihr denn jetzt an Kohle und wofür sollte man die ausgeben? Dafür gibt es nun viele Möglichkeiten. Zumal könnt ihr ganz einfach die Jobs erledigen, die ihr von Control bekommt. Das dient auch gleichzeitig dazu, die Story voranzutreiben. Anderseits könnt ihr auch gesammelten Schrott wie Batterien, Micro Chips und Augmentationen an Händler verkaufen. Das Geld benötigt ihr auch dringend für Treibstoff für euer Gefährt und auch für anfallenden Reparaturen und Upgrades. Wenn ihr aber immer noch Bock habt, euer illegal verdientes Geld aus dem Fenster zu schmeißen, dann habt ihr die Möglichkeit, euer kleines Ein-Zimmer-Apartment zu verschönern. Also ihr seht, ein paar Möglichkeiten gibt es.
Es tropft stetig
»Cloudpunk« sieht zwar nach 16bit aus, klingt aber nicht so. Neben epischen Synthesizer Sounds kracht ein nie enden wollender Regen als Nebengeräuschen pausenlos um die Ohren. Dazu kommen die typischen Stadtgeräusche, wie Polizeisirenen, Werbesprecher oder Ansagen zum aktuellen Zeitgeschehen in der Welt. Wirklich ruhige Momente werdet ihr nie erleben.
Performence
»Cloudpunk« ist jetzt grafisch nicht das aufwendigste Spiel. Dennoch überraschen mich einige Fakten und das leider nicht zum Wohl des Spiels. Zumal die Welt bis auf die hübschen Lichteffekte nicht viel Grafik-Power zu bieten hat, läuft das Spiel nur mit einer nicht gerade verlässlichen 30fps Rate. Mini-Ruckler verstärken dazu leider das Gefühl eines nicht ganz sauberen Spielgefühls. Dazu kommen recht lange Ladezeiten, wenn man das Gebiet wechselt. Wieso es diese Ladezeit genau gibt oder wieso die Gebiete überhaupt voneinander getrennt sind, verstehe ich auch nicht.
Fazit
»Cloudpunk« schafft es, mit einem eigenen Style zu überzeugen und auch eine gewisse Zeit lang zu fesseln. Die Geschichte ist gut erzählt und hat einen guten Flow. Jedoch kann der Pixel-Look auf Dauer etwas nervig werden und passt für mich nicht so gut ins Bild. Auch einige Dialoge sind leider einfach zu lang und anstatt einen weiter in die Welt zu ziehen, wird dem Zuhörer leider langweilig. Jedoch will ich jeden Story orientierten Spieler, der nicht so viel wert auf Action legt, dieses Spiel ans Herz legen. Denn »Cloudpunk« bietet mehr als von A nach B zu fliegen. Man muss nur etwas suchen.
Sehr schöne Lichteffekte
Entscheidungsmöglichkeiten in den Missionen
Epischer Sound
Geschichte wird gut erzählt
Schlechte Performance
Lange Ladezeiten