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Der vierte Teil der »Port Royale«-Reihe steht endlich im Regal und ich bzw. wir haben uns gefragt, warum ist es schon der vierte Teil und warum habe ich noch nichts davon gehört? Einer der Gründe ist, dass »Port Royal 3« schon 2012 erschienen ist, also vor acht Jahren und der andere ist, dass es sehr lange sehr ruhig um das Spiel war.
»Port Royale 4« soll jetzt allerdings wieder zeigen, dass Handelssimulationen schon sehr cool sind. Deswegen haben auch die Entwickler*innen von Gaming Minds Studios GmbH, die unter anderem auch »Railway Empire« entwickelt haben, ihr Bestes gegeben, damit auch wirklich jeder in das Spiel reinkommt.
Tutorial
»Port Royale 4« hat ein wahnsinnig detailliertes Tutorial, das einem das ganze Spiel von A bis Z beibringt, und das ist auch gut so! Sofern ihr schon wisst, wie ihr eine Maus bedient und ein Paar andere Handelssimulationen gespielt habt, könnt ihr das ein oder andere Tutorial überspringen. Trotzdem braucht man auch als Veteran die ein oder andere Lektion, um überhaupt ins Spiel zukommen, da viele Mechaniken extrem komplex und detailliert sind.
Zeit ist Geld und Geld ist wichtig!
Eine dieser Mechaniken, die man wirklich verinnerlicht haben muss, ist das Erzeugen von Handelsrouten, denn diese müssen gut geplant und wohl überlegt sein. Dabei muss man nicht nur Start, Ziel und etwaige Zwischenstationen festlegen, sondern man muss einstellen, was eingekauft und vor allem was wo ein- und wieder verkauft werden soll. Wer jetzt seine Route auch noch zeitlich optimieren will, denn Zeit ist Geld, der kann auch noch den Routenverlauf anpassen, um so starke Winde mitzunehmen und Stürmen auszuweichen. So kann man die Routen beschleunigen, um noch effektiver Geld zu verdienen !
Spare spare…
Wer jetzt nicht nur Waren einkaufen, sondern auch produzieren möchte, für den ist auch gesorgt, denn ihr könnt die einzelnen Städte bebauen und Produktionen einrichten, und das ist auch wichtig! Denn so könnt ihr direkt in der Stadt Bedürfnisse stillen und Waren relativ günstig produzieren. Wem das noch nicht reicht, der kann auch die Städte und ihre Strukturen noch viel weiter ausbauen, um die Heimatstadt zu vergrößern.
Ballern!!!
Was wäre ein karibisches Setting zur Zeit der Kolonialisierung bitte ohne Seeschlachten? Genau, ziemlich langweilig! Deswegen gibt es diese auch in »Port Royale 4«. Diese laufen allerdings nicht in Echtzeit ab, sondern sie sind rundenbasiert. So spielt man quasi Schiffe versenken und versucht Runde um Runde seinen Gegner zu übertrumpfen. Hier versucht ihr eure Schiffe auf dem Spielfeld, dass hexagonale Felder hat, geschickt zu positionieren, um den Gegner so gut wie nur möglich in die Zange zu nehmen. Dabei haben die Schiffe die Möglichkeit, den Gegner einfach mit Kanonen oder anderen Waffen zu beschießen oder aber diese auch zu entern! Zusätzlich bestimmt der Kapitän eures Schiffes bzw. eures Konvois auch einige Skills, die können dazu genutzt werden, die Waffen nachzuladen oder aber auch ein Schiff zu reparieren. Wer jetzt denkt, okay, das ist ja ganz einfach und hat fast keine Tiefe, der hat vielleicht oberflächlich recht, aber wer alles aus so einer Schlacht rausholen will, muss wie beim Schach seine Züge großzügig planen und gut vorbereitet sein.
Freies Spiel oder Kampagne
Nachdem Tutorial und nachdem ihr hoffentlich alles verinnerlicht habt, könnt ihr euch nun der ersten richtigen Herausforderung widmen und die ist es erst einmal zu entscheiden, ob ihr ein »Freies Spiel« oder die Kampagne spielen wollt. Ich für meinen Teil habe erst einmal mit der Kampagne angefangen, da ihr dort noch etwas durch das Spiel geführt werdet. Hier müsst ihr euer Handelsimperium aufbauen und eigentlich nur reich werden. Dafür könnt ihr euch einer Fraktion anschließen bzw. ihr wählt euer Herkunftsland. Für mich waren das die Spanier, aber ihr könnt auch für Königin und Vaterland segeln, Frankreich oder die Niederlande. Zusätzlich erstellt ihr euch auch einen alter Ego, der je nach »Beruf« einige Boni hat. Das trifft allerdings auch auf die Nationen zu. Die Story hat für mich nicht so wirklich einen Eindruck hinterlassen, hier bekommt man halt Ziele und klappert diese ab. Nebenher baut man seine Routen aus und verdient sich eine goldene Nase.
Im »Freien Spiel« sieht das schon anderes aus, denn hier habt ihr jede Menge Startoptionen. Darunter sind einige dieselben wie in der Kampagne, aber ihr könnt euch zusätzlich noch beim Optimieren des Schwierigkeitsgrads austoben und ohne Stützräder entfaltet das Spiel auch wirklich seine Stärken, denn dann ist »Port Royale 4« eine knallharte Handelssimulation, in der ihr auf eure Bilanz, Routen und Produktionen achten müsst. Für mich war deshalb schon oft im Early- oder Mid-Game Ende und ich bin Pleite gegangen.
Zahlen bitte!
Leider und das ist etwas, was mich persönlich stark abschreckt, sind in »Port Royale 4« Zahlen sehr wichtig. So gibt es Bilanzen und Statistiken und gerade die sind extrem wichtig und machen mir leider keinen Spaß. Ihr könnt wirklich fast alles, dass ihr baut oder plant bis zur Perfektion optimieren. Natürlich gehört aber genau das zu einer guten Handelssimulation, also macht hier »Port Royale 4« alles richtig, trifft aber hierbei nicht wirklich meinen Geschmack.
Auf den ersten Blick eine richtige Schönheit
»Port Royale 4« ist ein extrem schönes Spiel, dass aber ein großes Problem hat. Es passiert einfach nichts auf dem Bildschirm. Die Spielwelt und der fantastische stufenlose Zoom sind wirklich toll und wunderschön, aber bis auf ein Paar Gebäude, die alle ziemlich ähnlich, wenn nicht sogar gleich aussehen, tut sich halt nichts auf dem Bildschirm. Hier fahren zwar mal ein Paar Schiffe vorbei, aber man hat einfach nicht dieses Gewusel, das man von einem »Anno« kennt. Man sieht nicht, dass gearbeitet wird und es ist einfach alles irgendwie leer. Hier würde ich mir viel mehr Liebe zum Detail wünschen, denn es gibt so einfach keine tollen Momente, nachdem man etwas gebaut hat oder wenn die Bürger von A nach B schlendern, um ihren Job zu erledigen.
Steuern!
Hiermit sind natürlich nicht die Steuern, die man im Spiel bezahlen darf, sondern viel mehr die wirklich gut gelungene Steuerung gemeint, die einfach und präzise ist. Auf PC ist wirklich alles gut erklärt und man erkennt sofort an einem Button, was er tun soll und das ist auch gut so! Auf Konsole ist so etwas aber viel schwergäniger und deswegen habe ich mir auch ein Opfer gesucht, dass für mich die Xbox-Version testen durfte. Aber auch hier wurde wirklich ganze Arbeit geleistet! Denn es gibt keine ätzende Doppel-Belegung von Tasten oder extrem langes Fummeln, bis man an der richtigen Position ist. Denn auch auf Konsole kann man »Port Royale 4« einfach nur richtig gut spielen und es macht auch dort Spaß!
Nicht nur Wasser ist flüssig!
Wie ich schon erwähnt habe, ist die Grafik wirklich toll, aber es gibt trotzdem einige Probleme, denn auf der Konsole laden nach dem Laden ins Spiel die Texturen nach, wenn man schnell den Ort wechselt. Jedoch ändert sich das mit der Zeit und dann gibt es keine nachladenden Texturen mehr. Auf PC sieht das Bild aber leider irgendwie sehr verpixelt aus. Gerade wenn man reinzoomt, erkennt man viele pixelige Bäume, Gebäude oder Schiffe und gerade bei den Schlachten, bei denen man relativ nah am Geschehen ist, nervt das schon sehr. Trotzdem ist die Performance echt gut und das auf jeder Plattform und gerade auf Konsole ist das fantastisch.
Fazit
»Port Royale 4« ist eine Handelssimulation, die ihre Macken hat. Gerade bei der Präsentation hätte es wirklich noch einige Sachen geben können, die man hätte besser machen können. Trotzdem ist »Port Royale 4« ein gutes und wirklich toll aufgearbeitetes Spiel, in dem wirklich viel Liebe steckt. Das merkt man schon alleine beim ersten Start, wenn ein wirklich tolles Intro über den Bildschirm flimmert und dann für Anfänger -wie ich es bin- wirklich versucht, den Start so einfach wie möglich zu machen. Trotzdem habe ich mich erwischt, wie ich nach einer Zeit auf die Uhr geguckt habe, da mir das Arbeiten mit Zahlen auf Dauer einfach schwer fällt. Die Seeschlachten sind zwar eine coole Auflockerung, aber können einen auch nicht lange bei Laune halten, denn wenn man verstanden hat, wie alles funktioniert, kann man einfach an der Hand meine geliebten Zahlen erkennen, ob man eine Chance hat zu gewinnen und wenn man halt nicht gewinnen kann, gibt man halt vorher schon einmal auf oder aber man lässt die Schlacht automatisch führen.
All das zerstört für Liebhaber des Genres garantiert nicht den Spaß, aber Neueinsteiger können davon sehr schnell abgeschreckt werden. Hier kann man aber bestimmt noch einmal nacharbeiten oder die Kritikpunkte einfach auf die Liste für »Port Royale 5« schreiben, denn davon erwarte ich Perfektion, denn in der Reihe und in den Ideen steckt einfach so viel Tolles und so viel Liebe, dass ich trotz alledem wirklich begeistert von dem Spiel bin.
Tolle Grafik
Viele Möglichkeiten
Tolles Gameplay mit einer guten Steuerung
Einsteigerfreundlich!
Verpixelte Grafiken
Zahlen, Zahlen und noch viel mehr Zahlen
Kampfsystem sehr oberflächlich