Mystery-Spiele mit Abenteuerelementen gibt es nicht allzu häufig. Auch Point and Click Adventure, die genau dieses Genre bedienen, sind eher selten. Zuletzt gab es diese Genre-Vertretung in großem Maße bei der »Uncharted«-Reihe.
Nicht heute
»Geheimakte 3« ist zwar der dritte Teil der Reihe, doch können auch Neulinge problemlos einsteigen. Die Protagonistin Nina steht im Fokus des Geschehens und muss ihren Verlobten retten. Dieser wird kurz vor der Hochzeit entführt: zuerst augenscheinlich von Behörden festgenommen, später durch mysteriöse Umstände durch eine andere Organisation entführt. Ziel des Spiels ist es also, ihn zu finden, die Beweggründe herauszufinden und nebenbei einem alten mysteriösen Rätsel auf die Spur zu kommen.
»Geheimakte 3« ist bereits vor einiger Zeit auf dem PC erschienen und seit wenigen Tagen auch für die Nintendo Switch verfügbar.
Switch-Version im Test
Doch wie macht sich das Adventure auf der Switch und wie funktioniert die Steuerung?
»Geheimakte 3« ist ein klassischen Point and Click Adventure. Spieler*innen können diverse interessante Punkte im Raum anklicken, Gegenstände aufheben, kombinieren und diese verwenden, um den Raum zu verändern, Rätsel zu lösen und generell voranzukommen.
Mit den Analogsticks kann man sich ähnlich wie am PC durch die einzelnen Punkte klicken. Dabei ist die Steuerung nicht ganz so präzise wie mit einer Maus, verzichtet dafür aber auch lästige Radialmenüs. Man klickt auf Gegenstände, kann diese auch mit Klicken und Ziehen kombinieren und nutzen. Teils fühlt sich das sehr unnatürlich an, da man normalerweise den Charakter mit den Analogsticks steuert und nicht auf einen Punkt klickt, damit dieser da hin läuft. Teils funktioniert das aber auch besser als erwartet, teils werden eigentlich sehr simple Rätsel verkompliziert. An einer Stelle recht zu Beginn des Spiels muss man beispielsweise eine Statue emporklettern. Dafür benutzt man ein Brett als Stufe. Natürlich würde man nun erst einmal auf das Brett klicken wollen, damit der Charakter auf das Brett steigt und dann auf die Statue. Vom Spiel vorgesehen ist aber, dass man direkt auf die Statue klickt und der Charakter selbst klettert.
Was also eigentlich zwei Sekunden gedauert hätte, hat durch den Gedankensprung gut eine Minute gedauert, weil man ja dachte, dass man zuvor noch etwas vergessen hätte.
Um an die Gegenstände aus dem Inventar zu kommen, muss man dieses immer durch Anklicken öffnen. Sobald sich dieses öffnet, ist gut 1/3 des Bildschirms bedeckt, sodass man nicht mehr alles sieht. So wird man das Menü immer nur dann öffnen, wenn man genau weiß, was man aus dem Inventar benötigt oder versucht, Gegenstände zu kombinieren.
Authentische Rätsel
Die Kombinationsmöglichkeiten der Gegenstände sind dabei nicht ganz so abgehoben wie in anderen Spielen dieses Genres. Dass man ein Stück Stoff vielleicht erst einmal befeuchten sollte, bevor man es ins Feuer wirft, um dann das Feuer zu löschen und es nicht weiter anzufachen, ist dabei kein schlechter Gedanke. Schade ist es da schon fast, dass das Spiel eingreift, wenn man doch etwas Dummes tun würde und einen daran hindert. Es gibt eine bestimmte Abfolge in jedem Level, wann man was tun soll. Man wird stark angeleitet, indem einem manche Aktionen verwehrt bleiben. Dies schränkt die spielerische Freiheit stark ein, gleichzeitig sorgt es aber auch dafür, dass keine Dead Ends enstehen.
Sollte man doch einmal nicht weiterkommen, muss man nicht googlen, sondern kann die interne Lösungshilfe mit wenigen Klicks – ja, wir sprechen immer noch von der Switch-Version – erreichen. Mit einer Lupenfunktion im unteren rechten Bildschirmbereich kann man sich auch alle Interaktionsmöglichkeiten mit Ausrufezeichen anzeigen lassen.
Schwierig sind und werden die Rätsel bei Weitem nicht. Sie machen in den allermeisten Fällen Sinn und so kommt man mit ein wenig Denken, mit ein wenig Probieren und vor allem mit ein wenig Lesen sehr schnell selbst auf die Lösung.
Ob es nun Spaß macht, an einer Wand mit einem Assassinen von Kerbe zu Kerbe zu klicken, ist dabei eine Frage, die sich jeder selbst stellen muss.
Technik
Kommen wir nun zur Technik. Diese ist miserabel und dass ist noch nett formuliert. Selten hat man ein Spiel im Jahre 2020 gesehen, dass so altbacken aussieht. Es hat keinen eigenen Grafikstil in dem Sinne, außer Anfang der 2000er Jahre ist ein Stil an sich. Es sieht wirklich nicht gut aus, wird schnell matschig und die Zwischensequenzen laden zwischendurch, um ins In-Game zu wechseln, was aber auch nicht besser aussieht.
Natürlich spielt man solche Spiele nicht wegen der Grafik. Die Geschichte und die Rätsel stehen im Vordergrund. Die Geschichte ist dabei gut erzählt und man spielt auch nicht immer nur Nina, sondern sieht auch mal ältere und andere Abschnitte, dennoch ist sie in keinster Weise zeitgemäß.
Die Synchronisation hingegen ist sehr durchwachsen. Manche Synchronstimmen, vor allem aber die der Hauptcharaktere, sind sehr charmant und glaubwürdig. Bei anderen hat man das Gefühl, dass sie den Text das erste Mal gelesen haben, wodurch es schnell an Immersion verliert.
Fazit
Das Spiel hat aufgrund seiner schlechten Performance, teils unter 30fps, seiner nicht mehr zeitgemäßen Grafik und vor allem seiner überhaupt nicht für die Switch angepassten Steuerung so einige Kritikpunkte, mit denen man sich ernsthaft befassen muss. Die Erzählweise ist gut und das Gameplay an sich, die Mechaniken, die von der Steuerung negativ beeinflusst werden, ist an sich sehr ordentlich und gut, dennoch ist ein Videospiel mehr als eine erzählte Geschichte und auch mehr als nur „Klicki-Klacki“. Daher kann ich das Spiel nur jenen empfehlen, die es schon kennen und über all diese Makel hinwegsehen können. Es ist im Kern ein sehr gutes Spiel, das aber in einem sehr abgefransten und vor allem löchrigen Mantel um Frames bettelt.
Rätsel sind authentisch, einfach
Story ist ok
Sprung zwischen Charakteren und Zeiten gut gelungen
Die Grafik ist nicht zeitgemäß
Keine angepasste Steuerung an die Nintendo Switch (außer Touch, aber na ja)
Zwischensequenzen werden durch Laden unterbrochen