Früher war es einmal so, dass Videospiel-Tools rein für den PC verfügbar waren. Spieler*innen, die selber Videospiele entwickeln wollten, mussten einige Programme und vor allem Programmiersprachen lernen. Mit den ersten Teilen des »RPG Maker« wurden Spieler*innen bereits auf dem PC unterstützt. Mit diesem konnte man JRPGs erstellen, Charaktere formen, Welten bauen und das Ganze mit Musik und Logik unterlegen.
Ein einfacheres Tool, das mehrere Tools miteinander vereint und somit das Erstellen von Videospielen erleichtert, konnte man in der »RPG Maker«-Reihe ausmachen.
RPG Maker MV
Mit dem »RPG Maker MV« wagt das Entwicklerstudio einen weiteren, meines Erachtens, wichtigen Schritt: Der »RPG Maker MV« erscheint sowohl für die PS4 als auch die Nintendo Switch.
Das Schöne an dem Entwicklertool ist, dass man nicht auf ein besonderes Genre achten muss. Ob man nun eine Welt voller Magie, Drachen oder doch etwas mehr in Richtung »Torment: Tides of Numenera« gehen möchte, so ist man mit diesem Tool fast uneingeschränkt.
Man kann eine Palette an unterschiedlichen Böden, Wänden und natürlich in Hülle und Fülle Dekorationen wählen.
Rudimentärer Start
Meist beginnt man damit, die Art der Karte zu bestimmen. Man kann einen Innenraum, ein Außengelände oder sogar eine riesige Oberwelt-Karte auswählen. Mit der Auswahl werden auch schon die ersten Assets dezimiert. Nun findet man beispielsweise nur noch Außenwelt-Dekor vor. So ist die Palette, die man zum Designen nutzen kann, immer schön übersichtlich und genau auf das angepasst, was man benötigt. Doch hiermit ist natürlich eine Limitation der Kreativität nicht auszuschließen. Man sollte immer im Hinterkopf behalten, was man machen möchte, denn es wird mit der Zeit immer weiter eingeschränkt.
Hat man seinen Bodenbelag gewählt, vielleicht das erste Dorf platziert oder einfach mal ein wenig herumgespielt, geht es auch schon mehr Richtung Spielen an sich.
Immer wieder muss man sich als Entwickler*in fragen, was passiert, wenn Spieler*innen x tun. Stehen sie vor einer Tür, muss diese Tür was tun? Ja, sie muss sich öffnen und Spieler*innen an einen anderen Ort bringen. Dafür muss erst einmal ein anderer Ort designt werden und dann braucht der neue Ort auch eine Tür, die dann wiederum mit der anderen Tür verknüpft wird.
Zwar muss man in diesem Spiel nicht programmieren können, doch logische Schaltungen, Verknüpfungen und vor allem die logische Denke sind hier definitiv gefragt. Das Spiel kann sehr komplex gestaltet werden, doch diese Komplexität müssen Spieler*innen erst einmal erarbeiten.
Geht man nun davon aus, dass Spieler*innen eine Tür hinbekommen haben, die von einem Ort zum nächsten UND zurück führt, stellt sich die Frage, was nun noch interessant wäre.
Character Design
Natürlich Charaktere und NPCs. Es gibt vorgefertigte Charaktere, um den Einstieg zu erleichtern, die man wiederum äußerlich verändern als auch ihre Fähigkeiten jederzeit anpassen kann.
Charaktere sollen später auch im Kampf eingesetzt werden können. Hierfür benötigen sie Attribute, Fähigkeiten, Lebensenergie, Ausdauer und vielleicht sogar Mana. Spieler*innen und Entwickler*innen entscheiden, was ihre Charaktere mit sich bringen und wie sie sich ihren Gegnern entgegen stellen.
Der K(r)ampf
Gegner erscheinen jedoch nicht von selbst. Mithilfe von Events, die man auch schon bei Türen angewandt hat, versucht man Gegner zu designen, zu platzieren, mit Logik, Fähigkeiten und dem ganzen Drumherum zu versehen. Das erfordert natürlich auch Balancing. Gegnerstärken müssen immer mal wieder angepasst werden, damit die Heldentruppe überhaupt erst eine Chance gegen die Monster hat.
Letzter Boss = Ende?
Hat man all dies getan, ist man noch lange nicht fertig. Es können Quests geschrieben werden, Dialoge zwischen Charakteren inszeniert und vor allem eine langwierige Geschichte, gar ein Abenteuer, verfasst werden. Spieler*innen und Entwickler*innen müssen hier keine Grenzen einhalten.
Wenn man mit seinem Spiel am Ende zufrieden ist, kann man dieses sogar hochladen, damit andere es spielen können. Selber kann man natürlich auch die Spiele anderer ausprobieren und genießen.
Ein sehr bekanntes Spiel, das mit dem »RPG Maker« entwickelt wurde, ist sogar »The Rising of the Shield Hero: Relive the Animation«, welches man sich >> bei Steam anschauen, kaufen und sogar spielen kann.
Der »RPG Maker MV« ist an sich also ein sehr gutes Spiel und ein noch besseres Entwicklertool. Wie macht es sich aber auf PS4?
Handhabung auf der PS4
Das Tutorial, das einem die wichtigsten Mechaniken kurz vorstellt, ist gar nicht so langweilig wie man denkt. Es ist sehr informativ und man kann sogar schon etwas machen, jedoch sind die Eingaben verzögert und immer wieder wird man zu einer bestimmten Eingabe gezwungen, sodass man sich nicht umschauen kann und auch das Rumprobieren fällt hier flach.
Sobald man aber sein eigenes Spiel gestalten kann, wird es besser. Die Steuerung ist ehrlich gesagt nicht perfekt. Immer wieder hakt es mal oder man verdrückt sich oder aber man hält eine Taste zu lange gedrückt und muss sehr viel rückgängig machen. Jeder Schritt, jede Einstellungsmöglichkeit benötigt mehrer Drücker auf dem Controller als Klicks auf dem PC.
Es ist sehr übersichtlich gestaltet und man kann meist mit ein bis zwei Tasten navigieren, jedoch vertut man sich häufig, da man mal mit Kreis und mal mit Viereck navigiert. Der Frustfaktor der Controller-Steuerung nimmt mit der Zeit ab. Immer schneller kennt man seine Tasten, weiß wo man hin möchte und kommt auch mit der Steuerung langsam aber sicher klar. Hier herrscht eindeutig das Gesetz: Schwer zu erlernen, schwer zu behalten, doch das Entwickler-Spiel macht halt Spaß.
Wer schon immer mal kreativ werden wollte, aber keine Programmiersprache lernen möchte und auch generell erst einmal einen seichten Einstieg sucht, wird hier fündig. Bequeme Couch-Kreationen können mit diesem Spiel perfekt erstellt werden. Ja, die Kreativität hat hier Grenzen, doch für den Anfang oder einfach nur als Spielerei, um mal mit dem Thema in Berührung zu kommen, ist dieses Spiel bestens geeignet.
Der »RPG Maker MV« erscheint am 11. September für die PS4 und Nintendo Switch. Spieler*innen, die lediglich die von anderen Spieler*innen gestalteten Spiele spielen möchten, können dies sogar tun, wenn sie das Spiel nicht gekauft haben. Dafür wird es eine kostenfreie Version rein zum Spielen der Kreationen geben.
Schnelles Speichern und Testen
Sehr gutes Tool für Einsteiger
Die eigene Kreativität ist die einzige Grenze
Sehr viele Assets
Steuerung teils inkonsistent
Teils verzögerte Eingaben