Now Reading
»Pathfinder: Kingmaker« – Definitive Edition im Test

»Pathfinder: Kingmaker« – Definitive Edition im Test

»Pathfinder: Kingmaker« ist kein typisches Rollenspiel, in dem man den Helden spielt und versucht, die Güte in Person zu sein. Man ist zwar auch nicht grundlegend böse und die möglichen Entscheidungen, die man trifft, können auch nicht wirklich böse im Sinne eines Bösewichts sein, dennoch ist es ein Rollenspiel mit Freiheiten, das es auch auf PlayStation 4 zu testen gilt.

In der Rolle eines Söldners…

Okay, grundlegend gut können wir nicht sein, wenn wir in die Rolle eines Söldners oder auch Abenteurers schlüpfen. Doch wir können uns trotzdem auf die Seite der Guten schlagen.

Unsere Reise beginnt mit einer Einladung. Uns wird ein Gebiet versprochen, welches wir beherrschen können, sollten wir es schaffen, den selbst ernannten Banditenlord zu beseitigen. Doch bevor wir überhaupt dazu kommen, aufzubrechen, passiert auch schon das erste Malheur: Die Burg des Herrschers, der uns beauftragen möchte, wird angegriffen oder besser gesagt Herrscherin.

Auf dem Weg zur Rettung treffen wir andere Söldner/Abenteurer, die ebenfalls die Reise zu Reichtum und Macht antreten möchten. Der eine ist ein Gnom, der irgendwie böse wirkt, die andere eine Barbarin, die barbarisch wirkt und eine kleine Gnomin oder zumindest sehr kleine Begleitung ist die Gelehrte in der Bande. Es gibt noch einige mehr Charaktere, die sich zu Beginn oder auch im Laufe des Spiels anschließen können. Um nicht zu viel zu verraten, gerade da das Spiel von seiner Story lebt, belassen wir es aber erst einmal dabei.

Mehrere mögliche Kameraden können sich anschließen und im Kampf helfen.

Kämpfe in einem Rollenspiel

»Pathfinder: Kingmaker« könnte man in erster Linie als CRPG bezeichnen, ein klassisches Abenteuer mit leicht angestaubtem Kampfsystem. Was wir bereits vor Jahrzehnten in »Baldur’s Gate« erleben durften, wird hier noch einmal aufgeführt:

Wir haben einen Squad aus mehreren Helden, die unterschiedliche Rollen, Fähigkeiten und mehr haben. Es gibt Magier, Halunken, Krieger und Barbaren, die so zahlreiche wie auch schon bekannte Angriffe verüben. So manches scheint neu, doch das meiste kennen wir aus »Pillars of Eternity« und Co. Wir können im Menü entscheiden, ob das Spiel pausieren soll, wenn der Kampf startet, wenn Angriffe ausgeführt wurden, etc. Die Einstellungen sind massig und können Spieler*innen alles erlauben, was das Herz begehrt. Mit “Viereck” können wir pausieren, wann immer es uns gerade in den Kram passt, wenn wir angegriffen werden oder einfach mal kurz nachdenken müssen, was als Nächstes Sinn macht.

Mit “Dreieck” kommen wir ins Fähigkeitenmenü, welches sehr leicht zu bedienen ist. Haben wir uns eine Fähigkeit mit den Richtungstasten ausgesucht, können wir auch schon loslegen, Gegner mit dem Cursor oder den Schultertasten erfassen und der Rest wird, ganz im CRPG-Stil, von unseren Charakteren selbst geführt. Ist uns das zu actionlastig, können wir mitten im Kampf in den rundenbasierten Modus mit Drücken von R3 wechseln. Das gelingt ohne Ladezeiten wunderbar!

Spannendes Buch inklusive

Zurücklehnen und zuschauen ist aber nicht lange möglich. Hat man einen Charakter losgeschickt, warten mal eben noch vier plus weitere darauf, Befehle zu erhalten. Irgendwann, wenn alle Gegner besiegt sind, kann man dann doch einmal verschnaufen und der spannenden Geschichte lauschen. Trotz des seltenen Vorkommens von Drachen… gut, ein Drache kommt in der ersten Spielstunde vor, aber dann seltener!… weiß die Geschichte mit gut ausstaffierten Charakteren zu überzeugen. Jeder Charakter hat seine Story, die sich zwar mit der des Protagonisten kreuzt, aber dennoch seinen eigenen Pfad geht. Man hat das Gefühl, dass die Welt um einen herum weiterlebt und man ein Teil dieser Welt wird.

Manche Geschichten werden in Form von Dialogen und auch Monologen erzählt, wieder andere werden vor allem auf der Reise vorgestellt. Dann öffnet sich auf dem Weg zum nächsten Ziel ein Buch, das eine kleine Geschichte erzählt und uns die Qual der Wahl lässt, wie wir auf das Ereignis reagieren. Je nach gelevelten Charakteren kann man schon dem ein oder anderen Kampf ausweichen, doch insgesamt muss man wirklich vorsichtig sein, da auch nicht jeder Kampf so einfach ist wie er scheint.

Nicht jeder Drache ist böse

Das alte Kampfsystem, in dem bestimmt viele gut geschult sind, kann für Neulinge des Genres ein kleines Problem darstellen. Es ist sehr wichtig, richtig und ausgewogen zu leveln, die richtigen Waffen zu nutzen und vor allem auch Waffen und Rüstung auszuwechseln. Vertut man sich, kommt nicht mit einer der eben genannten Grundfertigkeiten zurecht, kann es schnell schwierig werden. Man muss sich mit dem Spiel und seinen Mechaniken auseinandersetzen, um erfolgreich zu sein. Ein Schlag mit dem besten Schwert, der doch immer wieder daneben geht, weil der führende Charakter nun einmal ein Bogenschütze ist, bringt leider so gut wie nichts.

Alles bekannt, aber anders

Aus den Nebensätzen hat man es wahrscheinlich schon herausgehört: »Pathfinder: Kingmaker« ist sich seinen Wurzeln bewusst. Es weiß genau, woher es kommt und wer es bereits wie verwendet hat. Doch gut geklaut ist manchmal besser als schlecht selbst gemacht. Wir benutzen beim Kochen ja auch immer wieder die Rezepte anderer.

Das Süppchen, das sich »Pathfinder: Kingmaker« zusammenrührt ist dabei ein eher schwieriges Rezept mit vielen Zutaten:

  • Kampfsystem aus »Baldur’s Gate« und »Pillars of Eternity«
  • Bücher als Ereignis auf der Map aus »Pillars of Eternity«
  • Beziehungen zu Charakteren aus »Dragon Age: Origins«
  • Rundenbasierter Kampf aus »Divinity Original Sin 2« und »Pillars of Eternity 2«
  • Siedlungen aufbauen wie aus…»Pathfinder: Kingmaker»
  • Pfade finden, um zum Ziel zu gelangen wie aus »Pathfinder: Kingmaker«

Was zu Beginn noch recht nah an einigen Spielen liegt, wird ganz schnell zu einem ganz eigenen Rezept und verschmilzt zu etwas ganz Neuem.

PS4-Port

Viele klassischen Rollenspiele sind auf dem PC vertreten. Es ist nicht nur das Ur-Genre, sondern auch heute noch Spielplatz für viele Indie-Entwickler. Auf dem PC gibt es mindestens einmal jährlich ein Spiel aus dieser Kategorie. Die Konsolenfraktion holt zwar langsam auf und bekommt immer mal wieder solche Spiele, doch erscheinen diese meist erst einmal für den PC.

Auch »Pathfinder: Kingmaker« ist zuerst für den PC erschienen und hat nun eine Version für Xbox One und PS4 spendiert bekommen, die sogenannte Definitive Edition. Diese kommt mit allen DLCs daher, die bereits für den PC erschienen sind und kostet gut 60 Euro.

Preislich scheint sich die Version schon deswegen zu lohnen, weil kein Saison Pass mehr erworben werden muss. Aber gibt es weitere Vorteile?

Ein großer Pluspunkt der Konsole ist für mich, dass man von der Couch aus spielen kann. Man kann es sich gemütlich machen und viele Spiele, die man auf der PS4 oder auch Xbox One spielen kann, laden dazu ein, mit wenig Aufwand gespielt zu werden. Strategiespiele gibt es eher selten und auch andere Spiele, die viel Konzentration erfordern, bleiben der Konsole meistens fern oder erscheinen später.

Meist liegt das daran, dass die Steuerung schwieriger ist, umzusetzen. Der Controller hat “nur” wenige Tasten und Analogsticks fehlt es an Präzision. Ein Spiel wie »Pathfinder: Kingmaker« benötigt jedoch nicht viel Präzision. Dass einige Tasten doppelt belegt wurden bzw. auch mal das Digi-Pad genutzt wird, ist dabei eine sehr schöne Sache. Die Menüs wurden in viele Unter-Menüs geteilt, sodass man diese mit wenigen Klicks erreichen kann. Ganz so einfach, wie die Steuerung auf dem PC ist, ist die auf der PlayStation zwar nicht, jedoch ist sie auch kein Game Breaker. Wen das Spiel interessiert, wer mal etwas Anderes ausprobieren möchte und Rollenspiele vergöttert, der wird in diesem Spiel – auch auf der PS4 – sehr viel Spaß haben.

0
Amazing
85100
Pros

Grafik sehr nah an der PC-Version

Sehr gut geschriebene Dialoge

Tolle Charaktere

Zwei Kampfsystem-Modi können on the fly gewechselt werden

Schwierigkeitsgrad sehr fein einstellbar

Cons

Steuerung okay, aber auch nicht wirklich gut

Umgebungen etwas repetitiv

Scroll To Top