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In Wolcen beginnt man nicht als der Held aller Helden. Man ist ein Geschwisterkind von vielen starken Charakteren. Man ist also nicht direkt ein Niemand, aber schon ziemlich nah dran.
Auf einem Abenteuer jedoch verändert sich das Leben des Protagonisten schlagartig. Eine Geschichte voller Betrug, seltsamer Kräfte und einer Monsterplage zieht uns schnell in ihren Bann.
Um nicht zu viel von den Storytwists zu verraten, belassen wir die Story mal so weit, wie sie eben geschildert wurde.
Generell wird die Geschichte in lebensechten Dialogen erzählt, die sogar voll synchronisiert wurden. So erlebt man die Geschichte teils durch Gameplay, teils durch Zwischensequenzen, die zwar eher in GIF-Form präsentiert werden und weniger als laufendes Video, dafür aber nicht weniger spannend gestaltet wurden.
Über dem Standard kämpfen
Abseits der Geschichte erleben wir ein Gameplay, das auf den ersten Blick stark an Diablo erinnert. Wir können alleine oder mit Freunden kooperativ durch Dungeons waten, erleben alles durch die Draufsicht und können Runen auswählen – alles aus Diablo bekannt.
Zu Beginn wählen wir eine Standardklasse: Krieger, Magier oder Waldläufer. Doch im Laufe des Spiels entwickeln wir diese Klassen weiter. So hat man dann einen Battlemage, einen zaubernden Pistolenjäger oder vielleicht sogar einen schildtragenden Magier mit Bogenkomplex. So ziemlich jede Kombination ist möglich und die Fähigkeiten passen sich teils dem gewählten Gameplay an.
Zusätzlich zu den Standardangriffen dürfen wir Würfel einsetzen. Diese Würfel beinhalten Fähigkeiten, die wiederum völlig random sind. So kann man einen Würfel für einen Magier bekommen, der nur mit einem Katalysator gecastet werden kann, obwohl man doch einen knallharten Krieger spielt. Das mag am Anfang noch recht enttäuschend sein, wenn alle anderen in der Party coole Fähigkeiten bekommen und man selber mit nichts da steht, doch spätestens ab der Mitte des Spiels hat man so viele Fähigkeiten bekommen, dass man wirklich Auswahl hat – und vielleicht sogar coolere Moves als die anderen aus der Party.
So stellt man sich seinen Helden nach und nach zusammen, erwirbt neue Fähigkeiten, baut diese mit Runen aus (z.B. kann ein Geschütz öfters eingesetzt werden, Fähigkeit lädt schneller auf, etc.) und übt sich im Ausweichen.
Mechaniken auch manchmal mit Mechs
Im Gegensatz zu anderen Vertretern des Genres konzentriert sich Wolcen nicht nur auf das Einsetzen von Fähigkeiten. Zwar ist es praktisch, wenn man Angriffe abblocken kann, jedoch reicht es spätestens als Magier oder Waldläufer nicht aus. Gerade Bosse versprechen eine Herausforderung und nutzen Mechaniken, die nur darauf aus sind, die Helden zu vernichten.
Hat man diese Mechaniken einmal erkannt, muss man sie auch noch kontern, indem man zur richtigen Zeit ausweicht. Zwar gibt es visuelle Hilfen, wie etwa eine rote Markierung auf dem Boden, die anzeigt, wo der Gegner treffen wird, dennoch muss man ein gewisses Timing mitbringen.
Knackige Bosse, herausfordernde Zwischenbosse und Massen an Gegnerwellen erschweren einem das Vorankommen in sehr schön designten Welten. Jedes Gebiet sieht anders aus und jeder Akt legt noch einmal eine Schippe drauf. Befindet man sich manchmal in einem unterirdischen Kerker, darf man ein andermal durch einen sehr lebensechten Wald wandern. Manche Gebiete sind noch erstaunlicher, würden an dieser Stelle aber leider einen Teil der Geschichte verraten.
Irgendwann kommt noch ein wichtiger Teil des Spiels hinzu: Das Verwandeln in ein Monster. Man kann dabei aus vier Gestalten mit unterschiedlichen Kräften wählen.
Mehr als nur ein Diablo-Klon
Wolcen unterscheidet sich von den meisten Rollenspielen darin, dass es keine Nebenquests, keine Fraktionsaufgaben oder sonstige Sidequests bietet. Man hangelt sich an der Story entlang, tötet vielleicht in einem Gebiet auch mal alle Monster noch einmal, um stärker zu werden. Die Level sind nicht prozedural generiert und das sieht man auch. Alles wirkt passend und auch die Gegnerplatzierung ist fair. Wenn man dann doch einmal vom Weg abkommt, kann man teilweise noch Keller und Ähnliches erkunden, um spezielle Monster zu töten oder vielleicht noch eine Kiste zu finden. Es ist eine Art Pendant zu Nebenquests, liefert aber keine zusätzlichen Erfahrungspunkte – mal abgesehen vom Töten der Gegner und die daraus resultierenden Erfahrungspunkte.
Das triumphale durch Gegner Gemetzel wird durch einen Soundtrack vom Feinsten unterstützt.
Vom Early Access zum Release zur Zukunft
Insgesamt macht Wolcen nach vier Jahren im Early Access und einem kürzlichen Release der Vollversion einen guten Eindruck. Manche Zwischensequenzen bzw. die Übergänge zu den Zwischengängen sind hakelig, manche Bugs immer noch vorhanden, wenn auch immer seltener und so mancher Storytwist ist sehr vorhersehbar. Nichtsdestotrotz liefert Wolcen genau das Action-Gameplay, was ich seit Jahren vermisst habe. Es hat sehr viele Rollenspielelemente, es ist fordernd und unterstützt kooperatives Gameplay. Je mehr man in das Spiel eintaucht, desto deutlicher wird, dass es eben nicht Diablo nachahmen möchte. Es bedient sich dem Genre, ja, aber es möchte etwas Eigenes sein und schafft dies auch.
In Zukunft planen die Entwickler noch mehr Inhalte zu bringen. Momentan ist der Status, dass das Spiel so bugfrei wie möglich laufen soll. Aufgrund der anhaltenden Corona-Krise geht die Arbeit am Spiel jedoch nur schleppend voran. Dennoch sind mehr Inhalte geplant, sodass es nach einer 20 stündigen Kampagne noch lange nicht vorbei sein muss.
Sehr gute Grafik
Viele Fähigkeitenkombinationen
Herausfordernde Bosse
Guter Soundtrack
Koop-Gameplay
Schwierigkeitsgrad zu variabel (mal zu einfach, mal zu schwer)