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Es gibt nicht mehr viele Spiele im RTS-Genre. Die meisten Spiele heutzutage konzentrieren sich auf brachial in Szene gesetzte Action oder legen ihren Schwerpunkt auf Rollenspielelemente. Das letzte bekannte und gute RTS, das ich beispielsweise gespielt habe, war Spellforce – seitdem gähnende Leere im RTS-Regal.
Als dann Taste of Power auf Steam für den PC erschienen ist, wollte ich dies unbedingt einmal austesten. Immerhin: Das Genre ist leider nicht gut betucht und so freut man sich auch mal auf eine Abwechslung. Die meisten Vertreter des Genres haben entweder ein Fantasy-Setting, sodass man Zwerge, Elfen und Co. gegeneinander antreten lässt oder man hat ein Alien-Thema. Dann gilt dasselbe wie mit den Elfen und Zwergen, nur dann eben mit Aliens.
Im Gegensatz zu beiden genannten Vertretern ist Taste of Power geradezu nüchtern authentisch. Es geht um eine alternative Welt, in der sich die Großmächte China, Europa und der Mittlere Osten bekriegen. Die Kampagne ist dabei sehr kurz und leider auch nicht gut vertont. Die Synchronisation ist nur auf Englisch und dabei spricht der Sprecher auch noch schlechtes Englisch. Jetzt könnte man zwar sagen, dass es vielleicht einen gewissen fremdländischen Effekt haben soll, der die alternative Welt unterstreichen soll, doch mich persönlich hat es nicht angesprochen.
3 Fraktionen – 3 unterschiedliche Gemüter
Europa
Europäische Ritter können unterschiedliche defensive Formationen, wie Phalanx oder Speerwälle bilden. Bei Problemen im Kampf kann man Crusader rufen, welche die Gegner vernichten. Mit Mönchen kann man die Armee wieder moralisieren, denn diese haben die Fähigkeit “Das Wort Gottes”. Auch Schießpulver ist eine Option.
Mittlerer Osten
Große Kämpfer sind die Timurids und können Elefanten für ihre Sache nutzen. Einen Elefanten zu kommandieren kann schon einige Gegner niederraffen, doch sollte das nicht ausreichen, kann man auch noch Öl benutzen, um Gegner in Flammen aufgehen zu lassen. Auch die Ingenieure sind nicht von gestern und können Tunnel graben, um von unten anzugreifen.
China
Ungleich der Europäer und Timurids benutzen die Chinesen Schießeisen anders und schneller. Rauchwolken können beispielsweise vor Pfleilen retten, giftige Granaten merzen die Feinde aus und zerstören technisch nicht so gute Raketen. Wenn das Schlachtfeld einem Scheiterhaufen ähnelt, kann man dann Die Kavallerie rufen, um den Rest aufzuräumen.
Mehr als nur Kämpfe
Doch was wäre ein RTS so ganz ohne Aufbaustrategie? Ganz klar: langweilig. Doch umso besser ist es, dass man sich in Taste of Power nicht nur auf den Kampf konzentriert, sondern auch versucht, je nach Situation seine Technologien auszubauen, neue Rekrutierungsstationen ans Laufen zu bringen und so noch einen tiefen strategischen Aspekt bekommt.
Grafik und Performanz
OneOcean LLC ist ein kleines Studio mit wenigen Mitarbeitern und daher ist auch der Umfang des Spiels nicht besonders groß. Doch seine wahre Größe möchte das Spiel dann zeigen, wenn es darum geht, mit Spielern zu interagieren und das Spiel mit der Fanbase zusammen weiterzuentwickeln.
Dabei ist die Grafik nur partiell entscheidend. Nein, es kann nicht mit einem Warhammer mithalten und nein, die meisten Objekte im Spiel möchte man sich nicht von Nahem anschauen, dennoch ist die Grafik zweckmäßig.
Die Performanz allerding könnte besser sein. Die Framerate ist sehr unbeständig und das auch auf neuen Gaming-Rechnern. Gerade bei der Grafikleistung hätte man sich an dieser Stelle mehr Optimierungen gewünscht.
Dann doch lieber Spellforce?
Das Spiel hat einen Multiplayer, eine Kampagne und ausgefeilte Wirtschafts- und Kampfsysteme, doch so richtig warm bin ich mit dem Spiel nicht geworden. Selbst die Grafik war nicht der Grund, weshalb es nicht funken wollte. In der Kampagne fand ich es zum Beispiel schade, dass der Sprecher einen zu starken Akzent hatte, auch dass man keine Zwischensequenzen bekommen hat – oder wenigstens meine Vorstellung von Zwischensequenz – macht das Spiel schlechter als es sein könnte. Dabei ist es wirklich kein schlechtes Spiel. Es hat durchaus sehr gute Backend-Mechaniken, wie etwa die Kampflogik oder das Wirtschaftssystem. Doch wenn meine Reiter in der letzten Reihe stehen und ihre Lanze gen Vordermann drücken, dann bin ich enttäuscht. Dann würde ich mir wünschen, dass sich diese um den Gegner herum scharen und ihn dann erst angreifen oder eben einsehen, dass ich sie nicht in Reichweite der Gegner platziert habe und nichts tun. Somit wäre ein Fehler meinerseits, dem Kommandanten, und nicht ein Fehler seitens der Entwicklung, dass die kämpfen, auch wenn nichts zum Kämpfen da ist.
Taste of Power ist ein Spiel für absolute RTS-Enthusiasten, die eben die Stärken des Spiels genau erfassen und auch lieb gewinnen können. Alle anderen Spieler, die von der heutigen Generation verweichlicht wurden und lieber eine filmreife Story erleben möchten, sind hier leider fehl am Platz.
Taste of Power kostet bei Steam 14,99 Euro. Der Preis ist wirklich gut und man bekommt auch einiges für den Preis geboten. Hier geht es zum Steam Store.
Gut integrierte Wirtschaft
Interessantes Setting
Multiplayer
Grafik nicht detailliert genug
Performance zu unbeständig
Geschichte schlecht in Szene gesetzt